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„Wie lange kannst Du noch bei Jugendfreizeiten auf Feldbetten schlafen?“

Nachricht 17. Juni 2024

Diakon und Kirchenkreisjugendwart Florian Elsner wird Leiter des Evangelischen Jugendhofs in Verden / Verabschiedung am 30. August in Hoya

Florian Elsner Foto: Miriam Unger

Der Mann ist wie eine Tennisballmaschine. Äußerlich fest und stabil auf dem Boden, entspannte Körperhaltung, Pokerface. Innendrin aber herrscht zu jeder Zeit Hochbetrieb. Am deutlichsten ist das zu erleben, wenn kreative Ideen, ungewöhnliche Szenarien und eine schnelle Reaktion gefragt sind. Dann funktioniert Florian Elsner wie eine Ballmaschine auf allerhöchster Stufe. Bam, Bam, Bam – in rasantem Tempo ballert er seinem Gegenüber Impulse, Ideen, Lösungswege oder Witze um die Ohren. Und oft setzt er sich selbst direkt dran und die Gedanken gleich in die Tat um.

So ist es kein Wunder, dass auch diese aktuelle Nachricht von ihm überraschend kommt: Florian Elsner, 42 Jahre alt und trotzdem bereits ein Urgestein im Kirchenkreis Syke-Hoya, verlässt die Dienstgemeinschaft im Spätsommer und wechselt seinen Arbeitsplatz. Am 1. September wird er Hausleiter des Evangelischen Jugendhofs „Sachsenhain“ in Verden.

Kirchliche Arbeit in der Region kennt Florian Elsner seit seiner Geburt. Aufgewachsen und stark verwurzelt in Hoyerhagen, kehrte er nach dem Studium der Religionspädagogik in Berlin gleich zurück in seine Heimat und fing als Diakon und Kirchenkreisjugendwart im Kirchenkreis Syke-Hoya an. Fast 20 Jahre ist das nun her.

Er engagierte sich nicht nur in seinen eigenen Arbeitsbereichen, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in den Kirchengemeinden in der Region Hoya. Sondern auch auf Kirchenkreis- und Sprengelebene. In kreativen Arbeitsgruppen war er gesetzt. Im Präventionsteam arbeitete er u.a. das neue Konzept des Kirchenkreises zum Schutz vor sexualisierter Gewalt mit aus. Als Mitglied des kirchlichen Parlaments, der Kirchenkreissynode und der Mitarbeitendenvertretung fiel er mit unbequemem Hinterfragen ebenso auf wie mit verbindenden Beiträgen.

„Seine kompetente, empathische und immer auf Dialog ausgelegte Begleitung hat Spaß gemacht“, sagt Dr. Jörn-Michael Schröder, Superintendent im Kirchenkreis. „Sie hat auch vielen Jugendlichen gutgetan und ihnen einen lebendigen Zugang zum Glauben eröffnet.“

Elsner kennt alles und alle im Kirchenkreis. „Und gerade im letzten Jahr ist vieles gut auf den Weg gekommen und hat richtig Spaß gemacht“, erzählt der Religionspädagoge. „Da ist zum einen der Kirchenkreisjugenddienst mit meiner Kollegin Gianna Leja, mit der ich super zusammenarbeiten kann. Unsere Projekte laufen im Moment richtig gut. Die kommende Sommerfreizeit wird größer als je zuvor. Beim Konfiball hatten wir in diesem Jahr 160 Jugendliche und noch mehr Anfragen.“

Zum anderen funktioniere die mit viel Mühe auf den Weg gebrachte Zusammenarbeit der Gemeinden in der Region Hoya inzwischen: „Da zeigen sich jetzt die Früchte von dem, was wir in den letzten Jahren geplant und gemacht haben. Das ist toll mitzuerleben. Und mit dem Team macht es richtig Spaß. Die Kolleg*innen sind super und haben Bock auf ihre Arbeit.“

Ausgerechnet jetzt zu gehen, falle ihm von daher umso schwerer, sagt Elsner. „Aber in meiner persönlichen Planung hatte ich immer vor, so mit Mitte 40 zu gucken: Wie lange willst Du noch Jugendarbeit an der Basis machen? Und wie lange kannst Du überhaupt noch bei Freizeiten auf Feldbetten schlafen?“.
Durch Zufall sei ihm dann die Stellenausschreibung des Jugendhofs auf den Schreibtisch geflattert. „Die Leitung des Sachsenhains ist ein völlig anderes Arbeitsfeld. Das ist eine Herausforderung, die mich interessiert. Und ich bin erfüllt von der Vorfreude auf was Neues.

Auch wenn ich auf der anderen Seite wehmütig bin, den Kirchenkreis gerade jetzt zu verlassen, wo es überall so gut läuft.“

Dass er in Hoyerhagen wohnen bleiben kann, war ihm wichtig. „Ich habe ein Haus, bin verwurzelt, meine Frau arbeitet und lebt auch sehr gerne hier.“ Und auch im Gottesdienstteam möchte er gerne weiterhin mitarbeiten. „Darüber habe ich schon mit David Peter, der für das Pfarramt hier zuständig ist, gesprochen. Denn ich möchte hier niemandem im Weg stehen. Aber wir haben verabredet: Heiligabend 2024 gibt’s in Hoyerhagen auf jeden Fall mit Florian Elsner!“

Auch wenn er die Entscheidung seines Diakons und Kreisjugendwarts nachvollziehen könne, bedauere er sie, betont Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder: „Florian Elsner hat die Jugendarbeit bei uns durch wunderbare Freizeiten und Begegnungen, erlebnisreiche Konfirmandenstunden und konzeptionelle Impulse bereichert. Wir sind ihm sehr dankbar für die fast zwei Jahrzehnte segensreicher Arbeit.“

Die Verabschiedung ist für Freitag, 30. August, um 18 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Hoya geplant.

Miriam Unger