Diakonisches Werk Diepholz-Syke-Hoya verabschiedet Schuldnerberaterin Ute Strathmann
Die meisten Menschen kommen belastet zum ersten Beratungstermin. Ob es die Rentnerin ist, die ihr Leben lang gearbeitet und gut gewirtschaftet hatte, aber mit ihrer geringen Rente nicht mehr ihre Miete und ihren Lebensunterhalt bezahlen kann. Oder der ehemalige Selbstständige, dem es durch gesundheitliche Probleme nicht mehr gelang, sein Unternehmen zu halten und der nun von Sozialleistungen lebt. Die Alleinerziehende, die in finanzieller Not Dinge auf Raten gekauft hat, die sie nun nicht mehr abbezahlen kann. Die Menschen mit versteckten Suchterkrankungen, denen ihr Leben entgleitet. Oder der Teenager, der sich verzockt hat. Der Schritt, Hilfe in einer Beratungsstelle zu suchen, ist enorm groß. Den meisten Überschuldeten ist ihre Situation sehr unangenehm. Teilweise ist nicht einmal das engste soziale Umfeld in die Situation eingeweiht. Der Gang zum Briefkasten, in dem täglich die Briefe der Inkassounternehmen warten, belastet sie. Sie versuchen, alles zu bezahlen, können es aber nicht. Die Konsequenzen sind Konto-Pfändungen, die Vermögensauskunft beim Gerichtsvollzieher und im schlimmsten Fall der Verlust existenzieller Grundlagen wie der Wohnung. Es fällt den Betroffenen schwer, ihre Lebenssituation und ihre finanzielle Lage offenzulegen. Sie fürchten, von ihrem Gegenüber beurteilt, klein gemacht und von oben herab belehrt zu werden.
Ute Strathmann hat sie alle am Beratungstisch gehabt. Den allermeisten konnte sie helfen. Und zwar ohne Zeigefinger, Moralpredigt und Abwertung.
Ute Strathmann ist eine Frau, die Erfahrung, Gelassenheit und Tatendrang ausstrahlt. Sie hat Verständnis und Mitgefühl dafür, in welche Situationen man im Leben geraten kann. Sie behandelt ihre Klienten auf Augenhöhe. Aber sie packt sie nicht in Watte. Sie redet ruhig und klar – und sie spricht Tacheles.
2013 fing sie in der Sozialen Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes Diepholz-Syke-Hoya an. Zunächst arbeitete sie in der Präventionsarbeit, später zunehmend in der Schuldner- und Insolvenzberatung. An den Standorten Diepholz, Sulingen und Syke bot sie in den vergangenen zehn Jahren Beratungen und Hilfe an.
„Ute Strathmann hatte die Themen und Probleme der Gesellschaft immer im Blick – ob es um die Situation von jungen Menschen ging oder um Senior*innen mit kleiner Rente“, sagt Stefan Gövert, stellvertretender Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Diepholz-Syke-Hoya und viele Jahre Ute Strathmanns direkter Kollege in der Sozialen Schuldnerberatung. „Eine so kompetente, erfahrene und zuverlässige Kollegin verabschieden zu müssen, fällt uns schwer. Sie wird uns menschlich und fachlich sehr fehlen."
Miriam Unger