Bauarbeiten bis Frühling 2025: Martin-Luther-Kirche in Seckenhausen ist bald wieder nutzbar
SECKENHAUSEN (miu). Seit Mai dieses Jahres ist die Martin-Luther-Kirche in Seckenhausen gesperrt. Den Anbau kann die Kirchengemeinde inzwischen wieder für Aktivitäten nutzen. Die Kirche selbst darf nicht betreten werden. Das soll sich aber bald ändern. Denn die Sachverständigen vom „Amt für Bau- und Kunstpflege“ in Verden haben einen Weg gefunden, um die Sicherheit im Gotteshaus wiederherzustellen. „Wir sind sehr froh, dass es endlich eine Lösung gibt, die nicht nur praktikabel und sicher ist, sondern für unsere Gemeinde und den Kirchenkreis auch finanzierbar“, sagt die Vorsitzende des Kirchenvorstands, Lore Lohmann, erleichtert. „Das letzte halbe Jahr war nicht leicht für unsere Gemeinde. Aber jetzt blicken wir optimistisch nach vorne und freuen uns, bald wieder in unserer Kirche zusammenkommen zu können.“
Pastor Marc Heinemeyer ergänzt: „Ein großes Netzwerk vor Ort hat unserer Kirchengemeinde dabei in den letzten Monaten sehr geholfen. Wir danken der Feuerwehr, dem Sportverein, der politischen Gemeinde in Stuhr und der Grundschule in Seckenhausen für ihre Hilfsbereitschaft. Auch die katholische Gemeinde in Brinkum und unsere evangelischen Nachbargemeinden in Heiligenrode und Brinkum waren eine große Unterstützung.“
Der Hintergrund der Kirchenschließung ist eine Vorsichtsmaßnahme, die nach einem tragischen Ereignis in Kassel notwendig wurde. Im November 2023 war das Dach der Elisabethkirche eingestürzt. Bei der Schadensermittlung stellten Experten fest, dass das Unglück durch einen damals beim Bau verwendeten Leimbinder verursacht wurde. Der war in der Zeit zwischen 1945 und 1980 in bestimmten Dachkonstruktionen verbaut worden und hatte in Zusammenhang mit Feuchtigkeit seine Tragfähigkeit verloren.
Die Hannoversche Landeskirche hatte daraufhin alle Gemeinden, deren Kirchen ebenfalls in dem bewussten Zeitraum und mit einer ähnlichen Dachkonstruktion gebaut worden waren, aufgerufen, überprüfen zu lassen, ob beim Bau der verdächtige Kleber verwendet wurde.
Da die Martin-Luther-Kirche im Jahr 1968 gebaut wurde, veranlasste der Kirchenvorstand Seckenhausen umgehend eine Untersuchung. Das Ergebnis brachte die ernüchternde Gewissheit: „Die Laboruntersuchung der Trägerkonstruktion zeigte leider, dass ein harnstoffbasierter Kleber und der problematische Leimbinder mit einer Spannweite über 12 Meter im Kirchenschiff vorgefunden wurden“, erklärte Pastor Marc Heinemeyer damals erschüttert.
Um jede Gefahr auszuschließen, sperrte der Kirchenvorstand in Absprache mit dem Amt für Bau- und Kunstpflege sofort das gesamte Gebäude. „Natürlich war es schmerzhaft, das Herzstück unserer Gemeinde zu schließen. Aber der Schritt war unumgänglich“, betont Lore Lohmann. „Die Sicherheit unserer Gemeindemitglieder und Besucher hatte für uns oberste Priorität.“
Es folgten umfangreiche Untersuchungen. Ein statisches Konzept wurde erstellt. Und nun präsentierte die auf Sakralgebäude spezialisierte Ingenieursgesellschaft Guericke aus Wismar die technische Lösung: Eine Stahlseilkonstruktion soll den Hauptträger sichern. Zusätzlich wird das Dach oberhalb des Balkens abgedichtet, um den Träger noch stärker vor Feuchtigkeitseintritt zu schützen. Die Kosten dieser gesamten Konstruktion belaufen sich laut Wiebke Kromarck vom Amt für Bau- und Kunstpflege Verden auf circa 40.000 Euro.
Die geplanten Maßnahmen sollen schon im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen sein. „Wir hoffen, die Konfirmationen im Juni dann wieder in unserer Kirche feiern zu können“, freut sich Marc Heinemeyer.
Die Martin-Luther-Kirche wurde vom Architekten Gerhard Dunkhase entworfen und ist ein markantes Gebäude mit künstlerischen Akzenten: Farbwege und Betonreliefs des Bildhauers Otto Herbert Hajek prägen das Erscheinungsbild. „Für uns ist diese Kirche mehr als nur ein Gebäude – sie ist ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft“, sagt Lore Lohmann. „Darum sind wir erleichtert, dass wir sie bald wieder öffnen und nutzen können.“
Miriam Unger