Leitende Geistliche der Landeskirche Hannovers verfassen erstmals gemeinsame Osterbotschaft
in diesem Jahr wird es wegen der Corona-Pandemie erstmals zu Ostern ein gemeinsames Wort des Bischofsrates der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers geben. Dem Bischofsrat gehören neben Landesbischof Ralf Meister die Regionalbischöfe der sechs Sprengel Hannover (Dr. Petra Bahr), Stade (Dr. Hans Christian Brandy) , Hildesheim-Göttingen (Eckhard Gorka), Ostfriesland-Ems (Dr. Detlef Klahr), Lüneburg (Dieter Rathing) und Osnabrück an. Für die Zeit der Vakanz im Sprengel Osnabrück übernimmt Dr. Detlef Klahr die Vertretung.
„Es tut richtig weh, dass wir in diesem Jahr Ostern keine Gottesdienste in unseren Kirchen miteinander feiern können“, sagt Dr. Detlef Klahr, Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems und während der Vakanzzeit auch Vertreter für den Sprengel Osnabrück. Doch angesichts der Maßnahmen, das Leben aller zu schützen, sei dies notwendig. Gleichzeitig freue er sich besonders auf die musikalische Osterbotschaft, die zum Abschluss des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag aus Fenstern, von Balkonen und aus Gärten erklingen wird: Alle, die dem Aufruf des Posaunenwerkes folgen, singen und spielen um 10.15 Uhr das Lied „Christ ist erstanden“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 99).
„Friede sei mit euch“ - Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum Osterfest 2020
Ostern findet statt. Auch wenn derzeit alles anders ist. Dass Ostern stattfindet, hat Gott selbst entschieden, als er seinen Sohn von den Toten auferweckt hat. Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt. Und sie verändert die Welt zum Guten. Sie gibt Menschen Trost, Kraft und Hoffnung zum Leben. „Der Herr ist auferstanden!“ wird im Osternachtgottesdienst gerufen. „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ antwortet die Gemeinde.
In diesem Jahr ist den christlichen Gemeinden die Möglichkeit genommen, Ostergottesdienste in den Kirchen zu feiern. Das schmerzt uns sehr. Wir werden den ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung ähnlich. Die haben sich ängstlich versteckt, bis Jesus Christus sie in ihrem eigenen Haus wieder aufgesucht und mit den Worten begrüßt hat: „Friede sei mit euch!“. Wir bleiben aus anderen Gründen in unseren Häusern. Wir sind traurig und bedauern, dass die Kirchen geschlossen bleiben, aber wir haben kein Selbstmitleid. Wir wollen unter denen gefunden werden, die dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Wir wollen unter denen gefunden werden, die unser Gesundheitssystem arbeitsfähig halten, damit es Leben retten kann. Wir denken besonders an erkrankte und hoch gefährdete Menschen. Wir denken an die Geschwister in allen Teilen der Welt. Wir denken an die Geflüchteten und Schutz suchenden Menschen. Sie sind der Pandemie stärker ausgeliefert als wir.
Mit Wucht erleben wir die Grenzen des Machbaren. Die globalen Ohnmachtserfahrungen lösen ein neues Nachdenken über die Unverfügbarkeit des Lebens aus. Der Umgang mit dem Unverfügbaren ist christlichem Glauben vertraut. In aller Hilflosigkeit suchen wir Geborgenheit bei Gott und vertrauen der Zusage Jesu: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Distanz halten zu müssen, macht Kirchengemeinden hoch kreativ, Menschen auf lange vergessene oder nie erprobte Weise nahe zu sein. Wir merken, dass auch der vorübergehende Verzicht auf direkte körperliche Nähe ein Liebesbeweis sein kann. Mehr als sonst sind wir für den Dienst der Unsichtbaren dankbar, den Dienst der Betenden, der Mutmachenden, der helfenden Hände. Wir danken allen, die einander beistehen. Gott segne Sie!
Wir sind dankbar für den Dienst aller Menschen, die unsere Gesellschaft versorgen. Wir sind dankbar für alle neuen Formen von Nachbarschaftshilfe und wechselseitiger Aufmerksamkeit. Das alles wird nach dieser bösen Zeit nicht ungeschehen sein. Wir wünschen uns, dass wir von der Hoffnung dieser Tage länger erzählen werden als von der Angst.
Es steht viel auf dem Spiel: Der Schutz des Lebens, die Würde jedes Menschen, die Freiheitsrechte, der Wohlstand unseres Landes, die berufliche Existenz Vieler, Kultur und Künste. Wir vertrauen darauf, dass in den notwendigen Abwägungen dieser Wochen verantwortliche politische, rechtliche und ethische Entscheidungen gefunden werden. Im Ringen um gute Lösungen werden auch Fehler gemacht. Lasst uns barmherzig miteinander sein.
Wir sind gewiss, dass die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe in der Welt bleibt. Wir lesen von ihr in den Ostererzählungen der Bibel. Oder wir hören von ihr in Internet-Angeboten, in Radio- und Fernsehgottesdiensten. Ostern findet statt.
Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Landesbischof
Ralf Meister
Die Regionalbischöfin und die Regionalbischöfe
Dr. Petra Bahr, Dr. Hans Christian Brandy, Eckhard Gorka, Dr. Detlef Klahr, Dieter Rathing