Holger Hiepler kam 1963 in Itzehoe zur Welt, studierte in Hermannsburg und Tübingen Theologie. Er machte sein Vikariat in Kiel und setzte noch ein Auslandsvikariat in Rio de Janeiro drauf. Anschließend zog es ihn für ein halbes Jahr zur Vertretung auf die Insel Juist; danach für neun Jahre nach Chile in den Auslandsdienst. Es folgten zwölf Jahre als Pastor in der Winsener Elbmarsch und sieben Jahre in Heeslingen, Kirchenkreis Bremervörde. Von dort aus zieht er im Frühling nun nach Erichshof, um Pastor der Kirchengemeinde Leeste zu werden.
„Ich kenne die Bremer Gegend, aber ich muss noch ein bisschen lernen, mich zu orientieren“, sagt der 56-Jährige. „Leeste ist wirklich groß und langgezogen, besteht aus vielen Ortsteilen – ich weiß noch nicht ganz genau, was man wo findet. Aber das wird schon. Ich bin erst mal rumgefahren, habe mir alles angeguckt, Gottesdienste in Leeste und Kirchweyhe besucht und viele Gespräche geführt.“
Besonders spannend habe er den Austausch mit seinem neuen Kollegen, Pastor Ulrich Krause-Röhrs, gefunden: „Er hat viele neue Ideen – besonders, wenn es um Kulturarbeit geht, die sich neben der Kirche auch in diesem modernen Gemeindehaus abspielt oder auf dem zentralen Platz, der gerade gestaltet wird. Ich finde es ausgesprochen reizvoll, daran mitzuarbeiten, wie sich die Kirchengemeinde an so einem Ort gut positionieren und die Menschen mit ihren Angeboten erreichen kann. Gerade in einer Stadtrandlage, wo viele aus der Kirche austreten oder schon ausgetreten sind, ist es eine ständige Herausforderung, wie man diese Leute noch ansprechen und begeistern kann. Und das interessiert mich sehr.“
Und noch ein Schwerpunkt der Gemeinde sorgte sofort für seine Begeisterung: „Dass Musik so eine große Rolle spielt, und dass es hier sogar einen jungen Popkantor gibt, der in der Bandarbeit und mit dem Kinderchor arbeitet – wunderbar! Das sind zukunftsweisende Säulen, die wir fördern müssen.“
Musik macht der 56-Jährige auch selbst: „Mein Hauptinstrument ist Gitarre, ich spiele auch alle möglichen anderen Instrumente: Trompete, Cajon, ein bisschen Klavier… Aber ich bin nicht gut genug, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen.“
Ins Pfarrhaus in Erichshof möchte Familie Hiepler als Trio ziehen. Die erwachsene Tochter studiert Bioanalytik in Coburg und wird zu Besuch kommen. Aber neben seiner Frau Imke, die in Bremen bei einem psychiatrischen Pflegedienst arbeitet, wird der Pastor auch seine 87-jährige Mutter mit in die Gemeinde bringen. „Sie lebt im Moment noch in ihrer eigenen Wohnung, aber es ist absehbar, dass es nicht mehr lange so geht. Und wir wollten auch nicht, dass sie ihre letzte Zeit allein verbringt.“
Dafür muss die Dienstwohnung nun noch ein wenig umgebaut werden: „In den meisten alten Pfarrhäusern sind viele Treppen und keine Sanitärräume im Erdgeschoss. Es war nicht vorgesehen, dass man in diesen Häusern pflegebedürftige Angehörige aufnimmt“, bemerkt der 56-Jährige. „Ich fand diese Möglichkeit immer schon total wichtig, habe aber nie praktisch darüber nachdenken müssen – bis es mich nun halt direkt betraf. Jetzt ist es eins meiner großen Themen geworden, dass man die Welt so gestalten muss, dass auch Menschen im Rollstuhl, am Gehstock, Rollator oder mit körperlichen Einschränkungen selbstbestimmt überall hinkommen können. In den letzten Jahren ist ja wirklich was passiert in diesem Bereich, an vielen Orten wurde nachgerüstet. Das ist gut, aber irgendwie auch ganz schön spät.“
Was für einen Typ Pastor die Menschen in Leeste mit ihm bekommen? „Einen, der im Glauben verwurzelt ist und sich nicht scheut, darüber zu sprechen und dazu einzuladen. Ich will niemanden vereinnahmen, aber ich mir ist es schon wichtig zu vermitteln, was für mich das Besondere und Wichtige an meinem Glauben ist“, sagt Holger Hiepler. „Ansonsten bin ich jemand, der sich für andere Zeit nimmt. Ob beim Einkaufen, im Trau- oder Trauergespräch – ich finde, dass die Leute, mit denen ich mich gerade beschäftige, hundertprozentige Aufmerksamkeit verdient haben. Und nicht jemanden, der von einem Termin zum nächsten hechelt, den Kopf schon voll hat und mit seinem Smartphone signalisiert: ,Du bist zwar wichtig, aber andere Sachen sind es auch‘. Sowas gefällt mir gar nicht. Ich versuche meine Termine und Amtshandlungen immer so zu legen, dass ich etwas früher da bin, dass wir genug Zeit haben, und dass ich in dieser Zeit auch sehr konzentriert bei der Sache bleibe. Auch wenn ich dafür dann mal was anderes lassen oder absagen muss.“
Und wie sieht er sich als Mensch? „Ich halte mich für gelassen, freundlich, umgänglich, unkompliziert und zugänglich. Manchmal treffe ich natürlich trotzdem auf Leute, mit denen die Chemie nicht stimmt. Aber ich versuche, mich auf alles einzustellen. Ich bin auch sehr humorvoll – aber, najaaa…“ Der Pastor lacht – „mein Humor wird irgendwie auch nicht immer verstanden. Wahrscheinlich ist es ratsam, ihn am Anfang ´n bisschen vorsichtig zu dosieren…“
Miriam Unger