Letzte Sitzung des Kirchenkreistags

Nachricht Bassum, 06. Dezember 2018

Parlament des Kirchenkreises Syke-Hoya bildet sich im März 2019 neu / Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder bleibt im Amt

KIRCHENKREIS (miu). In welcher Situation befindet sich der Kirchenkreis Syke-Hoya? Was ist in den vergangenen sechs Jahren passiert? Wie steht der Kirchenkreis aktuell, personell und finanziell da? Wie ist er für die Zukunft aufgestellt? Wie geht es in den kommenden Jahren weiter – und mit wem? Antworten auf all diese Fragen gab es am Dienstagabend im Gemeindehaus Bassum beim Kirchenkreistag (KKT).

Der Saal ist voll, es ist die letzte Sitzung des amtierenden Parlaments im Kirchenkreis Syke-Hoya. Nach sechs Jahren endet die Amtszeit der Delegierten turnusgemäß. Einige werden sich nicht wieder zur Wahl stellen, einige werden neu dazukommen, viele möchten sich auch in der nächsten Legislatur wieder engagieren.

Der Kirchenkreistag entscheidet über die Finanzen, den Stellenplan und die grundsätzliche Ausrichtung des Kirchenkreises. Das Gremium setzt sich aus knapp 80 ehren- und hauptamtlichen Vertretern aus allen 28 Gemeinden des Kirchenkreises zusammen. Jedes Mitglied hat einen festen Stellvertreter. Hinzu kommen noch die Angehörigen der Synode aus der Region, vom Kirchenkreisvorstand berufene Mitglieder sowie der geistliche Leiter des Kirchenkreises – der Superintendent. Dass der auch im nächsten Kirchenkreistag Dr. Jörn-Michael Schröder heißen wird, gibt Parlaments-Vorsitzender Lothar Dreyer gleich zu Beginn der Sitzung bekannt.

Im September 2009 war Schröder mit 41 Jahren als bis dato jüngster Superintendent der Landeskirche in die Region gekommen. Das Kirchengesetz schreibt vor, dass der Amtsinhaber auf zehn Jahre gewählt wird; danach müssen der Kirchenkreistag, der Kirchenkreisvorstand und die Superintendentur-Gemeinde darüber entscheiden, ob sie ihn behalten oder ziehen lassen wollen.

Der Kirchenkreistag in Bassum bestätigt Dr. Jörn-Michael Schröder in seinem Amt. Es gibt keine Gegenstimmen – stattdessen Blumen, Geschenke und Lob von der Regionalbischöfin aus Osnabrück: „Du hast viel erreicht in dieser Zeit“, blickt Dr. Birgit Klostermeier auf die vergangenen Jahre zurück. „Schön, dass Du den Weg in diesem Kirchenkreis weitergehst.“

Schröder bedankt sich für das Vertrauen der Delegierten und für die Mitarbeit jedes einzelnen: „Sie haben diesen Kirchenkreis in den letzten Jahren weiterentwickelt. Vieles ist gewachsen, blüht wunderschön und lebendig.“

In seinem gleichzeitigen „Rück- und Vorausblick“ richtet er den Fokus auf die Hauptthemen, die den Kirchenkreis in den vergangenen Jahren beschäftigten:

Stellen- und Strukturplanung

„Der Kirchenkreistag hat 2015 beschlossen, die gute Stellenstruktur, die wir in der letzten Planungsrunde erarbeitet haben, zu übernehmen und die erforderlichen Einsparungen für den Zeitraum 2017-2022 aus Rücklagen zu finanzieren. Diese Kontinuität und Planungsgewissheit haben uns gutgetan. Uns war bewusst, dass wir in die Unterfinanzierung gehen müssen, aber die Defizite sind deutlich geringer ausgefallen als damals prognostiziert.

Ein wesentlicher Grund dafür ist unser erfolgreicher Antrag an die Synode, dass die Gelder für Pfarrstellen im Fall einer Vakanz nun nicht mehr an die Landeskirche gehen, sondern im Kirchenkreis bleiben. Diese Vakanz-Gelder haben unsere Einnahmen in den letzten zwei Jahren erheblich verbessert. Die Schattenseite ist: So sehr wir uns über die finanzielle Situation freuen können, zeigt sie uns zugleich, dass uns die Zahl der vakanten Pfarrstellen immer mehr zu schaffen macht. In diesem Jahr waren es fünf bis sechs Stellen, die zeitweilig unbesetzt waren – durch einen Stellenwechsel, Elternzeit oder Krankheitsphasen. Und auch im kommenden Jahr werden wir den Mangel an Pastor*innen in unserer Landeskirche deutlich zu spüren kriegen.

Wir können uns freuen, dass wir zu den wenigen Kirchenkreisen gehören, die im Februar mit Michael Weiland einen Pastor auf Probe für die Gemeinden Hassel/Eystrup bekommen werden. Aber mit Holger Tietz (Leeste), Friederike Werber (Eitzendorf-Magelsen-Wechold) und Dr. Christina Ernst (Twistringen) verlassen uns 2019 auch wieder drei Stelleninhaber*innen.

Wir haben auf die Personalsituation reagiert, indem wir zwei Springerstellen geschaffen haben. Pastor Lothar Dreyer und Pastor Karsten Damm-Wagenitz fangen einiges ab, aber es bleibt eine Belastung für die Haupt- und  Ehrenamtlichen in den Vakanzgemeinden.“ 

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Zukunft der Kirche

„Wir haben es in den letzten Jahren bereits getan und werden auch weiterhin unsere Strukturen anpassen und optimieren. Wir müssen Gemeinde in Zukunft auf eine andere Art denken und gestalten. Die ehrenamtlich Engagierten werden zunehmend Arbeitsfelder ausfüllen, die früher den Pastoren vorbehalten waren – in der Verkündigung und Seelsorge, bei der Begleitung von Gruppen und in der Verantwortung für die Leitung und inhaltliche Entwicklung der Gemeinde. Der Weg zu einer ,Kirche der Beteiligung‘ ist ein langer – und gerade deshalb eine zentrale Aufgabe für uns in den kommenden Jahren.“ 

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Bau und Gebäudemanagement

„In diesem Bereich haben wir in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Wir haben sehr viel alte Substanz saniert; Gebäude verkauft, die nicht mehr dem Bedarf entsprachen, und wir haben sogar einige Neubauten realisieren können. Die neuen Gemeindehäuser in Leeste und Bassum, denen im Februar 2019 ein zeitgemäßes Gemeindehaus in Barrien folgen wird, stechen dabei besonders hervor.

Aber es gibt auch Sanierungsfälle wie in Heiligenrode, wo Gemeinderäume lange leer standen und nun, nach ihrer Renovierung, in Wohnungen verwandelt wurden. Kraftanstrengungen, die sich gelohnt haben. Genauso wie die zahlreichen Renovierungen von Pfarr- und Gemeindehäusern in allen Regionen des Kirchenkreises.

Natürlich warten weiterhin große Herausforderungen – das Gebäudemanagement in Harpstedt und Vilsen wird uns in den kommenden Jahren besonders beschäftigten – aber es werden weniger.

Unser Ziel ist es, eine zeitgemäße Gemeindearbeit in attraktiven, bedarfsgerechten Räumen anzubieten. Und dabei sind wir – auch dank der Arbeit unserer Architekten, unserer Fachfrau im Kirchenamt, Susanne Lübker, und der guten Begleitung durch unseren Bauausschuss – auf einem richtig guten Weg. 

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Finanzen

„Der Kirchenkreis Syke-Hoya verfügt über eine solide Finanzlage, die es uns unter anderem ermöglicht, im Baubereich zu investieren und Zuweisungen für Sachkosten in den Gemeinden anzuheben. All das bei einem fast ausgeglichenen Etat. In der Stellenplanung konnten wir eine Einsparrunde ausfinanzieren. Darauf können wir stolz sein.“ 

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Abschluss der Strukturprozesse in der Diakonie

„Bei den inhaltlichen Arbeitsfeldern haben wir im Bereich der Diakonie sicherlich den größten Sprung gemacht. Das hat viel mit unserer Geschäftsführerin Marlis Winkler zu tun, die professionellere Strukturen geschaffen, den Ausbau der neuen Räume im ,Haus der Kirche‘ in Syke vorangetrieben und die beiden Diakonischen Werke Syke-Hoya und Diepholz zusammengeführt hat. Sie leitet ein gutes Team aus engagierten Mitarbeitenden, die für viele Ratsuchende Begleitung und Hilfe in Notsituationen ermöglichen. Es ist großartig, was hier geleistet wird!“. 

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Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

„In der Jugendarbeit hat der Kirchenkreis jahrelang vergeblich nach einem erfolgreichen Ansatzpunkt gesucht. Mit dem Engagement von Anja von Issendorff als Kreisjugendpastorin und neue Leiterin des Kirchenkreisjugenddienstes vor zwei Jahren ist es gelungen, einen roten Faden zu finden. Inzwischen gibt es nicht mehr nur in den Gemeinden, sondern auch auf Kirchenkreisebene Jugendarbeit.

Wir haben neben gut ausgelasteten ,JuLeiCa‘-Schulungen und Freizeiten seit kurzem einen Kirchenkreisjugendkonvent mit Jugendlichen, die viel Engagement und große Ziele haben. Der Jugendausschuss des Kirchenkreistags ist in Schwung gekommen, ebenso eine Vernetzung der Hauptamtlichen, die sich im Jugendbereich engagieren. Die angebotenen Projekte erhalten besseren Zuspruch.

Gemeinsam mit den Jugendlichen und Hauptamtlichen werden wir als Kirchenkreistag sehen, was es braucht, um in diesem anspruchsvollen Arbeitsfeld nächste Schritte zu gehen und neue Anknüpfungspunkte zu schaffen. Wir haben bereits die Erfahrung gemacht: Wo dies gelingt und Jugendliche sich einbringen, da belebt es die ganze Gemeinde. Von dieser Energie brauchen wir in Zukunft noch deutlich mehr.“ 

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Kirchenmusik

„Kirchenmusik ist einer unserer zentralen Bereiche. Im Frühjahr dieses Jahres gab es eine Petition, mit der 800 Unterzeichner sich für mehr Kirchenmusik im Kirchenkreis einsetzten. Das macht umso deutlicher: Wir müssen uns mit diesem Thema noch mehr beschäftigen.

Die Kirchenmusik in unserem Gebiet befindet sich seit Jahren in einer sehr positiven Entwicklung. Wir haben ein differenziertes Programm, die Zahl der Chöre hat noch mal zugenommen; unsere Kirchenmusikstiftung hat in den letzten Jahren große, erfolgreiche Konzerte organisiert und zahlreiche Förderprogramme aufgelegt – für Jungbläser, Kinderchorgründungen und den Orgelnachwuchs.

Potenzial sehe ich in Zukunft noch in der Förderung der Band-Arbeit, die in einigen Kirchengemeinden in den letzten Jahren begonnen wurde. Diese Bands erreichen nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, die in Chören häufig fehlen. Sie sind zugleich Bestandteil fast aller alternativer Gottesdienst-Angebote und tragen damit sehr zum Gelingen und zur Lebendigkeit bei. Ich wünsche mir, dass wir diesen jungen Zweig weiter stärken können.“ 

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Austausch-, Partnerschafts- und Entwicklungsprojekte

„Wir haben nicht nur unsere Gemeinden vor Ort im Blick, uns ist auch das Engagement für Menschen wichtig, die in anderen Regionen der Welt leben. Der ,Ausschuss für Partnerschaftsarbeit, Eine Welt, Brot für die Welt‘ fasst viele verschiedene Arbeitsbereiche zusammen, die untrennbar mit Kirche verbunden sind. Einer davon ist die ,Tschernobyl-Hilfe‘.Immer noch erschrecken uns die voll belegten Krebsstationen in den Krankenhäusern in Gomel.

20 Jahre lang hat Renate Paul aus Hoya mit unglaublichem Engagement ehrenamtlich für uns die Erholungsaufenthalte von Kindergruppen aus dem radioaktiven Gebiet in unserem Kirchenkreis organisiert. Nachdem sie diesen Arbeitsbereich zurückgegeben hatte, war lange unklar, wie es mit der Aktion weitergeht. Nun aber sieht es so aus, als würden unter der Leitung des Ehepaars Galina und Jens Frieling aus Hoyerhagen im nächsten Jahr wieder Kinder aus Gomel zu uns kommen.

Darüber freue ich mich sehr, denn das ist etwas, das uns als Kirche in dieser Gesellschaft auszeichnet: Wir behalten Themenfelder auch dann im Blick, wenn sie längst aus dem Interesse der Öffentlichkeit und der Medien herausgefallen sind.“ 

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Die restliche Tagesordnung hakt der amtierende KKT zügig ab. Peter Scibbe vom Finanzausschuss und Marc-Tell Schimke, Leiter des Kirchenamts in Sulingen, geben einen Überblick über die letzten sechs Haushaltsjahre. Das Parlament nimmt die Jahresrechnungen ab und beschließt den Haushalt für 2019/2020. 

Als Mitglied der Landessynode berichtet Hildegard Holtorf aus Bassum von der Tagung der 25. Landessynode in Hannover. Und Dr. Birgit Klostermeier von ihrer Visitation. Im Sommer war die Regionalbischöfin zu Gast, um den Kirchenkreis Syke-Hoya zu visitieren. Zusammen mit einem zehnköpfigen Beratungs-Team aus der Region schaute sie in die Arbeitsfelder, führte Gespräche, besuchte Gremien, Gruppen, Kreise, Institutionen, Einrichtungen und Projekte, Betriebe und Veranstaltungen. „Ich habe hier in der Region wenig von einem Relevanzverlust der Kirche gespürt“, erklärt Klostermeier, „sondern viel Interesse an unseren Themen, große Stärken und fähige Haupt- und Ehrenamtliche.“ 

Anschließend wählt der KKT noch vier Mitglieder aus dem Kirchenkreis in den Nominierungsausschuss für die Bildung der nächsten Landessynode. Für die Berufsgruppe der Ordinierten nimmt Pastor Albert Gerling-Jacobi die Wahl an, für die beruflich Mitarbeitenden Diakon Florian Elsner aus Hoyerhagen, für die ehrenamtlich Mitarbeitenden sind es Regina Meyer aus Bruchhausen-Vilsen und Siegfried Rohlfing aus Bassum. 

Mit einer Urkunde und einem „Barbara“-Zweig bedankt sich der KKT-Vorstand zum Schluss bei jedem einzelnen und verabschieden die Mitglieder des Kirchenkreistags. In den kommenden Wochen werden die Kirchenvorstände aller Gemeinden ihre Vertreter für den nächsten KKT bestimmen. Das neue Parlament kommt dann zu seiner ersten Sitzung am 5. März 2019 in Barrien zusammen.

Miriam Unger