Bündnis aus Diakonie, Caritas, DGB und SoVD befragt Bundestagsabgeordnete nach Ergebnissen in Sachen Armut
KIRCHENKREIS. Vor zwei Jahrenüberreichte das lokaleBündnis aus Diakonie, Caritas, Sozialverband Deutschland (SoVD) und Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) den Parteien einige sehr konkrete sozialpolitische Forderungen. Nach einem Gespräch im vergangenen Jahr haben die Armutsfachleute die Abgeordneten nun zum dritten Mal eingeladen, um nachzuhaken. Zum Treffen kamen die Bundestagsabgeordneten Katja Keul (Bündnis 90/Grüne), Amira Mohamedali (Die Linke), Jens Beeck (FDP) und Sahra Ryglewski (SPD).
Marlis Winkler, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks in den evangelisch-lutherischen Kirchenkreisen Grafschaft Diepholz und Syke-Hoya, formulierte gleich zu Beginn eine klare Erwartung: „Wir möchten von Ihnen hören, was die Parteien seitdem gegen Armut unternommen haben.“
Keine Differenzen bei Kinderarmut
Beim Kampf gegen Kinderarmut herrschte Einigkeit: Hier gibt es großen Handlungsdruck. Unterschiede bestehen allerdings in den Schwerpunkten. Katja Keul verwies auf einen Antrag der Grünen im Bundestag, den Kinderzuschlag automatisch auszuzahlen. Bisher nehmen viele Eltern den Zuschlag nicht in Anspruch, weil das Stellen des Antrags kompliziert ist. Amira Mohamedali forderte für die Linke, das Kindergeld zu erhöhen und zudem nicht auf das Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) anzurechnen. Jens Beer erläuterte die Idee der FDP, ein „Kindergeld 2.0“ einzuführen, das nicht den Eltern zugute käme, sondern einen Rechtsanspruch der Kinder vorsieht. Für die SPD verwies Sahra Ryglewski auf den Koalitionsvertrag, in dem ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung vereinbart ist. Der SPD schwebt zudem ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung vor.
Unterschiedliche Rentenkonzepte
Ein Ende der Einigkeit zwischen dem Bündnis gegen Armut und den Politikern fand sich bei der Frage, wie die Rente zu sichern sei. Ryglewski verwies auf den Koalitionsvertrag: „Die SPD hat eine Grundrente durchgesetzt, die 10 Prozent über der Grundsicherung liegt.“ Die Grünen und die Linke setzen auf eine Rente für alle, was auch bedeuten würde, dass alle in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Keul will dies schrittweise auf den Weg bringen: „In einem ersten Schritt sollen die nicht versicherten Selbstständigen in die Rentenversicherung einbezogen werden.“ Zur Finanzierung muss nach Ansicht von Mohamedali unter anderem die Vermögenssteuer wieder eingeführt werden: „5 Prozent ab der zweiten Million des Vermögens würde zusätzlich 80 Milliarden Euro Steuereinnahmen bringen.“ Ganz anders sieht die FDP die Situation. Beeck lehnt eine Einheitsrente ab: „Wir brauchen stattdessen eine wesentlich größere Vielfalt! Um Altersarmut zu vermeiden, dürfen die bestehenden Leistungsansprüche nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden.“
Zu einer Finanzierung der steigenden Kosten verwies SoVD-Kreisvorstand Ortwin Stieglitz darauf, dass in Deutschland jeden Tag Vermögen in Höhe von einer Milliarde Euro vererbt werden: „Hier müssen Vermögens- und Erbschaftssteuer ansetzen!“