Veranstaltungsreihe von Diakonie, Caritas, DGB und Sozialverband in Syke, Twistringen, Varrel und Barnstorf
LANDKREIS (miu). Deutschland ist ein reiches Land. Eine Export-Nation, in der Milliarden verdient und umgesetzt werden. „Von wirklicher Armut haben wir hier doch keine Ahnung“, diesen Satz hört man oft. Marlis Winkler (Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes in der Region), Ortwin Stieglitz (Kreisvorstand aus Diepholz im Sozialverband Deutschland), Karin Bockhorst (Geschäftsführerin des Caritasverbands) und Matthias Müller (Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Diepholz) machen in ihren Arbeitsbereichen ganz andere Erfahrungen. „Es gibt richtige Armut auch in Deutschland, auch im Landkreis Diepholz, auch in unserem Ort. Man sieht sie im öffentlichen Leben nur meist nicht so offensichtlich“, betont Marlis Winkler. In den Arbeitsfeldern des Diakonischen Werks dagegen schon. Besonders deutlich in der Kirchenkreissozialarbeit, in der Sozialen Schuldnerberatung, in der Schwangeren(konflikt)- und Familienberatung. Um das Tabu-Thema mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, haben sich die vier Einrichtungen und Verbände zusammengetan und bieten eine gemeinsame Veranstaltungsreihe an. An vier Tagen wird das Thema an verschiedenen Orten im Landkreis Diepholz aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Den Auftakt macht am Donnerstag, 14. April, um 19 Uhr die Veranstaltung „Armut in einem reichen Land? Einblicke zum aktuellen Stand der Diskussion“ in der St. Anna- Kirche in Twistringen. Monsignore Peter Kossen (Vorsitzender des Caritasrates in Vechta) hält einen Vortrag, anschließend gibt es eine Diskussionsrunde.
Die Diakonie legt den Fokus auf die jüngste Zielgruppe. „Finanzschwache Familie = Kinder ohne Chancen?“ ist der Titel der Veranstaltung am Mittwoch, 4. Mai 2016, von 17.30 bis 19 Uhr im Syker Rathaus.
„Jedes siebte Kind in Deutschland ist akut von Armut betroffen oder bedroht. Wir haben also in jeder Schulklasse, in jeder Kindergarten- und Konfirmandengruppe mit dem Thema zu tun“, erklärt Diakonie-Chefin Marlis Winkler. Darum hat sie mit der Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Claudia Rundt, als Referentin nicht nur eine Expertin auf dem Gebiet eingeladen, die den Gästen gemeinsam mit den Diakonie-Fachdiensten vor Ort einen konkreten Überblick geben kann über Hintergründe, Zahlen und Möglichkeiten, das Problem zu lösen. In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde soll es auch um Empfehlungen und Wünsche der Fachleute und Veranstaltungsbesucher gehen, die Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen können.
Weiter geht es am 24. Mai um 18.30 Uhr im Hotel Roshop in Barnstorf mit „Armut in Deutschland – Ursachen, Hintergründe, Lösungsansätze“. Den Vortrag hält Lars Niggemeyer, Abteilungsleiter beim DGB-Bezirk Niedersachen-Bremen-Sachsen-Anhalt.
Trotz guter Wirtschaftslage sind in Deutschland derzeit circa 12,5 Millionen Menschen von Armut betroffen. Niggemeyer wirft einen Blick auf die gesellschaftlichen Gruppen, die das größte Armutsrisiko tragen: Alleinerziehende, Arbeitslose, kinderreiche Familien, Schlechtqualifizierte, Ausländer und Rentner.
Und speziell um die ältere Zielgruppe geht es bei der vierten Veranstaltung, die der Sozialverband ausrichtet, am 9. Juni ab 18.00 Uhr im Gasthaus Hartje-Melloh in Varrel. „Ist Altersarmut in einem reichen Land möglich - oder ist es nur ein Gerede?“ ist das Thema. Meike Janßen, Abteilungsleiterin Sozialpolitik im SoVD-Landesverband Niedersachsen hält den Vortrag. Anschließend gibt es eine Diskussions- und Talkrunde mit Vertretern von Diakonie, Caritas, DGB und Sozialverband aus der Region.
„Wir versprechen uns von diesen Veranstaltungen Diskussionen, die das Thema Armut ins Blickfeld rücken, und einen Dialog. Dass die sozialen Akteure im Landkreis vorstellen, aber auch untereinander abgleichen können, welche Angebote es zu dem Thema schon gibt, was bereits gemacht wird und was noch notwendig ist“, erklärt Diakonie-Geschäftsführerin Marlis Winkler. „Am Ende werden wir uns mit der Kooperationsgemeinschaft zusammensetzen und die Ergebnisse, Bedürfnisse und Fragestellungen aus diesen Veranstaltungen auswerten, damit wir damit auf die Politik einwirken können, an bestimmten Gesetzen zu arbeiten.“