Die Reihe „Orgelschätze“ stellt sechs Orte in der Region und ihre außergewöhnlichen Kirchenmusik-Instrumente vor
Der Kirchenmusiker Dietrich Wimmer (rechts) stellt in seiner Veranstaltungsreihe "Orgelschätze 2016" sechs besondere Instrumente im Kirchenkreis vor. Dazu gibt es ein künstlerisches, kulinarisches und regional- touristisches Rahmenprogramm. Bei jedem Aktionstag ist auch der Stuhrer Künstler Wilfried Lehnert (links) dabei und zeigt seine Aquarelle der jeweiligen Veranstaltungsorte. Foto: Miriam Unger
KIRCHENKREIS SYKE-HOYA (miu). Vor einigen Tagen hat Dietrich Wimmer in der Zeitung gelesen, dass heutzutage viele Elektrogeräte von ihren Herstellern so gebaut sind, dass sie nach einer gewissen Zeit zwangsläufig kaputt gehen. (Natürlich, nachdem die Garantie abgelaufen ist.) Der Musiker schüttelt den Kopf und lacht. Verrückte Welt. Was für moderne Keyboards, Computer und Handys gilt, passiert ihm mit seinen Lieblingsgeräten offensichtlich nicht. Die funktionieren teilweise schon seit zwei Jahrhunderten auf Knopfdruck. Dietrich Wimmer ist Musiker, und ein Spezialgebiet von ihm sind Kirchenorgeln.
Im Kirchenkreis Syke-Hoya gibt es mehr als 30 Instrumente, „und darunter sind einige wirklich außergewöhnliche Schätze“, schwärmt Wimmer. „Wahre Wunderwerke. Gerade in kleinen Gemeinden gibt es eine erstaunliche Vielfalt von original erhaltenen Orgeln, die mit einem erheblichen Aufwand der Gemeinde gepflegt und in den vergangenen Jahren in einen erstklassigen Zustand versetzt wurden.“ In ihrer Einzigartigkeit und Klangfarbe viel zu schade, um sie nur für einige Choräle in Gottesdiensten erklingen zu lassen, fand der freischaffende Kantor. Und so entwickelte er das Programm „Orgelschätze“, das in diesem Jahr bereits in die vierte Runde geht.
Über das Jahr verteilt stellt Dietrich Wimmer an verschiedenen Orten im Kirchenkreis herausragende Instrumente vor. Für das aktuelle Programm hat er sich sechs historisch wertvolle Vertreter der Romantik aus der Region ausgesucht. „Die Gemeinden haben sich so engagiert, diese Schmuckstücke originalgetreu aufzuarbeiten, das muss honoriert werden“, findet Wimmer. „Ich zeige ihnen dafür jetzt, was das Instrument alles kann. Und um auch Menschen von weiter her den Anreiz für einen Ausflug zu bieten, gibt es in den jeweiligen Orten ein touristisches Rahmenprogramm um das Konzert herum, damit sich die Anfahrt auch lohnt. “
In allen sechs Gemeinden ist es Dietrich Wimmer gelungen, Einrichtungen, Angebote und Menschen im Ort zu mobilisieren, sodass es neben dem Konzert auch ein Programm mit Unterhaltung, kulinarischen Genüssen und Kunst gibt. Begleitend dazu können Interessierte etwas über die Geschichte des Ortes erfahren – mal verbunden mit touristischen Sehenswürdigkeiten oder Höhepunkten der Region, mal mit historischer Spurensuche oder altem Handwerk oder mit Gewerbe.
Und bei jedem Termin ist auch der Künstler Wilfried Lehnert aus Stuhr mit seinen Werken dabei. Der 75-Jährige hat alle beteiligten Kirchen als Aquarelle gezeichnet – jede aus seiner sehr persönlichen Perspektive und ganz unterschiedlich interpretiert.
Der Eintritt ist kostenlos. Alle Einnahmen durch freiwillige Spenden bleiben in der jeweiligen Gemeinde für den Erhalt der „Orgelschätze“ vor Ort.
Der Auftakt der Reihe „Orgelschätze 2016“ ist am kommenden Sonntag, 6. März, in Wechold.
Ab 16 Uhr lädt Pastorin Friederike Werber zu einer ungewöhnlichen Führung ein, in der sie die Besonderheiten „ihrer“ Kirche vorstellt. Dabei geraten die Gäste unter anderem auf die Spur des Liederdichters Philipp Spitta (1801-1859), der in seiner Zeit als Pastor in „St. Marien“ die Sammlung „Psalter und Harfe“ herausgegeben hat und mit sechs Stücken im Evangelischen Gesangbuch vertreten ist. Spittas bekanntestes Lied ist „Bei Dir, Jesu, will ich bleiben“.
Anschließend stellt Dietrich Wimmer die Orgel vor. Ein Prachtstück aus dem Jahr 1871. „Kein anderes Instrument im ganzen Kirchenkreis vereint eine solche Vielfalt an Klangfarben“, schwärmt der Musiker. „Würde man einer Gruppe Kirchenmusikstudenten die verschiedenen Bauformen von Orgelpfeifen deutlich machen, müsste man sie nach Wechold einladen. Denn dort sind fast alle versammelt.“ Das Klang-Spektrum der Orgel von „St.Marien“ lernen die Gäste im Konzert ab 17 Uhr kennen.
Begleitend dazu werden Aquarelle von Wilfried Lehnert gezeigt. Und der Künstler Henning Diers aus Hassel wird live vor den Gästen das zehnte Bild seiner derzeit laufenden Aktion „95 Bilder in 95 Wochen zu 95 Thesen der Reformation“ zusammensetzen. Aus Einzelstücken, die er in der vergangenen Woche in der Gemeinde verteilt hat.
Im Nachklang gibt es einen Imbiss, bei dem sich Organisator Wimmer viele Begegnungen und interessante Gespräche zwischen allen Beteiligten und Gästen wünscht.
Die nächsten Termine der Reihe „Orgelschätze“ sind dann am 17. April in Magelsen, am 22. Mai in Vilsen, am 12. Juni in Martfeld, am 18. September in Eitzendorf und am 23. Oktober in Heiligenloh.
Mehr Informationen über das Projekt und alle Veranstaltungen gibt es auf der Seite www.nowoli.
Informationen über das Projekt des Künstlers Henning Diers gibt es auf der Seite https://bilder95thesen.wir-e.de/aktuelles.
Miriam Unger