Neue Pastorin für Asendorf: Melanie Simon wird im Februar eingeführt / Aufstellungspredigt am 13. Dezember
„Machen Sie bitte etwas Pastorentypisches fürs Foto“: Melanie Simon, ab Februar 2016 neue Pastorin in Asendorf, muss schon vor ihrer Aufstellungspredigt ihre Kreativität unter Beweis stellen - beim Termin mit der lokalen Presse. Foto: Miriam Unger
ASENDORF. Ob die Kollegin zum Pressetermin „irgendwas Pastorentypisches“ mitbringen könnte, fragt der Fotograf. Es soll ja kein langweiliges Bildmotiv werden, und ein bisschen Symbolik ist immer ein guter Hingucker. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was ist „pastorentypisch“? Die wenigsten laufen ja nun permanent mit einer Bibel in der Hand durch den Ort oder stehen im Talar an der Tankstelle herum. „Da fällt mir schon was ein“, verspricht Melanie Simon. Und so sind alle Augen gespannt auf ihre Tasche gerichtet, als die 39-Jährige sich den lokalen Pressevertretern als zukünftige Pastorin für die Kirchengemeinde Asendorf vorstellt.
Am kommenden Sonntag, 13. Dezember, hält Melanie Simon ihre „Aufstellungspredigt“ in der St. Marcellus-Kirche – damit bewirbt sie sich sozusagen bei ihrer neuen Gemeinde. Der Einführungsgottesdienst wird dann am Sonntag, 7. Februar, um 15 Uhr sein.
Aber erst mal dieser Pressetermin. Melanie Simon stellt eine Holzschale auf den Tisch. Ihre Finger streifen eine darin liegende gelbe Wolke aus feinen Stofffäden. „Das sieht auf den ersten Blick wohl nicht sehr ,pastorenhaft‘ aus“, sagt sie. „Aber es soll etwas vom Pastorenamt zeigen, so wie ich es verstehe.“ Gespanntes Warten. „Was ich mir dabei gedacht habe: Diese Schale soll ein Symbol für unsere Seele sein. Ein Gefäß, das ganz viel aufnimmt. Gerade in unserer heutigen Zeit wird es mit allen möglichen Dingen vollgepackt. So dass wir am Ende gar nicht immer sagen können: Wie ist das da reingeraten? Wo kommt es her? Ist das von mir oder von jemand anderem? Und gehört es hier überhaupt rein? Was ich als Pastorin machen möchte, ist, den Menschen beim Sortieren zu helfen: Was gibt mir Kraft und soll in diesem Gefäß drin bleiben? Und was ist nicht gut für mich, was muss raus? Meiner Meinung nach kann der Glaube an Gott unsere Seele an eine Kraft- und Lebensquelle anschließen. Glauben hat für mich auch ganz viel mit Suche zu tun. Wenn wir uns damit auseinandersetzen, kommen wir zu uns selbst. Und auf dieser Suche möchte ich die Menschen in Asendorf gerne begleiten.“
Melanie Simon ist in Sarstedt geboren, im Augenblick lebt sie mit ihrer Familie in Dreye. Ihren Probedienst hat sie in Leeste verbracht, danach kamen die Kinder. Sie ist Mutter von sechsjährigen Zwillingsmädchen, ihr Mann arbeitet als Lehrer in Syke.
„Ich habe zwar noch einige Stunden als Religionslehrerin an der Grundschule in Schwarme gearbeitet, aber wegen der Kinder war ich jetzt sieben Jahre aus dem Beruf raus. Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Stelle als Pastorin im Kirchenkreis Syke-Hoya finde, die für die ganze Familie passt. Und dann kam diese Stelle wie auf einem Silbertablett“, erzählt die 39-Jährige. „Wir wollten gerne hier in der Region bleiben. Die Kinder haben gerade in der Waldorfschule in Vilsen angefangen. Wegen der Nähe zur Schule war Asendorf daher natürlich schon mal attraktiv. So sind wir dann mit der ganzen Familie hingefahren, haben uns den Ort angeguckt, sind um die Kirche und ums Pfarrhaus geschlichen. Dann habe ich den Kirchenvorstand angerufen und gesagt, dass Asendorf genau das ist, was wir suchen.“
Und was sucht der Asendorfer Kirchenvorstand? „Mich.“ Melanie Simon lacht. „Jemanden, der junge Familien ansprechen kann. Davon gibt es ja viele in Asendorf, aber sie haben noch keinen richtigen Andockpunkt in der Kirchengemeinde. Das möchte ich ändern und neue Angebote für Eltern und Kinder schaffen. Ansonsten will ich das weiterführen, was mein Vorgänger hier sehr erfolgreich gemacht hat: ganz viele Kontakte knüpfen und pflegen.“
Einen geistlichen Schwerpunkt möchte die neue Pastorin auch setzen: „Ich habe seit zehn Jahren Kontakt mit dem Kloster Wülfinghausen in der Nähe von Hannover. Eine Frauenkommunität, in der ich noch mal ganz anders beten und das Vertiefen in biblische Texte gelernt habe. Ich würde gerne in Asendorf Angebote machen wie tägliche Gebetszeiten und einen Kurs „Exerzitien im Alltag“.“
In den Zeugnisferien zieht die Familie um. „Wir freuen uns auf das Pfarrhaus mit dem schönen großen Garten und auf den Ort, in dem es steht. Wir fühlen uns jetzt schon willkommen in Asendorf.“ Die Kinder, erzählt Melanie Simon, „haben gejubelt, als wir ihnen erzählten, dass wir nach Asendorf ziehen.“ Der Grund dafür scheint allerdings weniger die schöne Kirche oder die aktive Gemeinde zu sein, auf die ihre Mutter gespannt ist. Das Interesse der beiden Mädchen gilt eher der großen Wiese hinterm Pfarrhaus: „Die wäre perfekt für ein Pony!“
Miriam Unger