Im Gepäck: Gastgeschenke und Gottvertrauen

Nachricht Syke, 26. Mai 2015

Delegation aus dem Kirchenkreis Syke-Hoya reist in die Partner-Synode Mato Grosso in Brasilien

Brasilien-Delegation
Anja von Issendorff aus Bruchhausen-Vilsen, Irene Maertins aus Weyhe, Dr. Jörn-Michael Schröder aus Syke, Mona Lisa Cordes aus Eitzendorf, Jürgen Stegmann aus Wechold und Anja Thorns aus Syke fliegen im Auftrag des Kirchenkreises Syke-Hoya nach Brasilien.   Foto: Miriam Unger

 „Bom dia!“ Das sollte man schon mal drauf haben. Vielleicht noch „Como estás?“ und „Estou bem.“ Danach ist es dann aber durchaus erlaubt, sich mit einem „Eu não entendo“ aus der Deckung zu wagen oder sich gleich komplett zu outen: „Eu não falo português“. Tut mir leid, ich spreche kein Portugiesisch. Naja, ein bisschen Zeit zum Vokabeln-Lernen hat die Reisegruppe ja noch. Spätestens auf dem elfstündigen Flug. Am 1. Juni fliegt eine Delegation von sechs Personen aus dem Kirchenkreis Syke-Hoya nach Brasilien. Fast einen Monat lang werden die vier Frauen und zwei Männer in der Partner-Synode Mato Grosso verbringen. Es wird kein Urlaub, sondern eine Dienstreise mit straffem Programm.

Jürgen Stegmann aus der Kirchengemeinde Wechold musste trotzdem nicht lange überlegen, als er vom „Arbeitskreis Brasilien“ angesprochen wurde, ob er Lust habe, mit in die Partner-Synode zu kommen. „Ich bin gespannt auf das Land und die Leute. Und darauf, wie Glaube und Kirche dort gelebt werden“, sagt der 50-jährige Metallbauer. „Ich sehe das als großes Abenteuer und freue mich sehr drauf.“

Seinen Mitreisenden geht es genauso. Aus der Kirchengemeinde Leeste fliegt Irene Maertins (64 Jahre) mit, aus Bruchhausen-Vilsen die Pastorin Anja von Issendorff (29 Jahre), aus Syke Anja Thorns (50 Jahre) und Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder (47 Jahre). Für sie alle ist Mato Grosso Neuland. Nur Mona Lisa Cordes (38 Jahre) aus der Kirchengemeinde Eitzendorf braucht weder Sprachlern-Programme noch Reiseführer, um sich auf das Land vorzubereiten. Sie ist gebürtige Brasilianerin und vor 13 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland gezogen.

Am 1. Juni geht es los. Die Gruppe fliegt von Bremen nach Paris und von dort aus weiter nach Brasilien. In Mato Grosso angekommen, erwartet sie ein vollgepacktes Programm: Besuche in verschiedenen Gemeinden und diakonischen Einrichtungen; ein Tag bei einer Menschenrechtsorganisation in Cuiabá, Besichtigung eines Krebskrankenhauses und eines Naturschutzgebiets; Versammlungen, Veranstaltungen und Gottesdienste.

"Die Strukturen sind sehr anders"

„Die Partnerschaft ist auf dem Hintergrund entstanden, dass im 19. Jahrhundert deutsche Auswanderer in Brasilien die ,Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses‘ gründeten. In einigen Gemeinden wird noch Deutsch gesprochen, ansonsten sind die Strukturen dort aber sehr anders als bei uns“, weiß Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder. „Mato Grosso hat zwar eine Fläche von mehr als 900.000 Quadratkilometern, aber die meisten Gemeinden sind deutlich kleiner als bei uns. Sie sind sehr aktiv und geprägt von dem, was bei uns freikirchliches Gemeindeleben charakterisiert. Wir wollen gucken, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen uns liegen ¬– sowohl in den Gemeinden, als auch bei weltweiten Themen wie Menschenrechte, Globalisierung, Verteilung von Reichtum und Armut, Klima- und Umweltschutz. Mich selbst interessiert vor allem der persönliche Kontakt. Wie die Menschen leben und wie sie ihren christlichen Glauben gestalten.“

Das wird die deutsche Delegation in den kommenden Wochen hautnah mitbekommen. Schließlich schlafen und leben die sechs Reisenden in jedem Ort bei einheimischen Familien. Die empfohlenen Hepatitis- und Gelbfieber-Impfungen beschäftigten die Gruppe daher bei ihren Reisevorbereitungen nur halb so lange wie die Suche nach den richtigen Gastgeschenken.

Bücher und DVDs über die Gemeinden, aus denen sie kommen, wollen sie mitnehmen. Außerdem einige Spezialitäten aus der Region, Bildbände von Bremen, Luther-Socken und – auf Anraten von Mona Lisa Cordes, der Brasilianerin im Team – Gummibärchen. „Die Delegation vor uns hat Volksmusik mitgebracht, und das soll der Renner gewesen sein“, wirft Irene Maertins ein. „Ich nehme CDs von Reinhard Mey mit!“, ruft Anja von Issendorff. „Und ich die ,Orgelschätze‘ von Dietrich Wimmer“, sagt Jürgen Stegmann.

Massives Mitbringsel

Der Wecholder wird aber auch noch ein anderes, ziemlich massives Mitbringsel im Gepäck. Im Auftrag des Arbeitskreises hat er einen siebenarmigen Kerzenleuchter aus Stahl für die Partner-Synode geschmiedet. „Er ist so gebaut, dass wir ihn für den Transport in viele Einzelteile zerlegen können. Wir wissen nur nicht so genau, wie es in Brasilien mit Wachskerzen ist – wegen der Hitze. Also nehmen wir erst mal nur ein Paket Kerzen mit.“

Trotz guter Vorbereitung gibt es bis zur Abreise noch einiges zu tun. „Es ist einfach ein Akt der Höflichkeit, dass man zur Begrüßung zwei, drei Sätze in der Landessprache hinbekommt“, findet Jörn-Michael Schröder. Jürgen Stegmann nickt: „,Obrigada‘ können wir natürlich alle. Aber ich hoffe, dass Mona Lisa uns im Flugzeug noch ein paar Sachen beibringen kann.“

Pastorin Anja von Issendorff macht sich weniger Sorgen wegen der Sprache: „Das kriegen wir schon hin! Aber… Wie sieht‘s denn eigentlich mit Spinnen in Brasilien aus?“ „Naja, es gibt schon große und auch giftige Spinnen“, antwortet Mona Lisa Cordes, „aber ich bin nie welchen begegnet.“ „Da passiert schon nichts“, beruhigt Jürgen Stegmann seine Mitreisende zu beruhigen. „Wir haben doch alle Gottvertrauen!“

Miriam Unger