„Ich gehe da ganz frisch und fröhlich rein“

Nachricht Harpstedt, 06. Februar 2015

Harpstedts neuer Pastor Gunnar Bösemann im Interview

Boesemann, Gunnar (Foto Unger)
Gunnar Bösemann ist neuer Pastor in Harpstedt. Neben Pastoren-Ehepaar Rucks und Elisabeth Saathoff wird der 46-Jährige mit einer vollen Stelle in der Gemeinde arbeiten. Foto: Miriam Unger  

Harpstedt hat einen neuen Pastor. Gunnar Bösemann wird am kommenden Sonntag, 8. Februar, um 15 offiziell in der Christuskirche eingeführt. Bösemann ist 46 Jahre alt und erst vor wenigen Wochen mit Ehefrau Angelika, Tochter Marit (14) und Sohn Tim (12) ins Alte Pfarrhaus in der II. Kirchstraße gezogen. Seine bisherigen Stationen: Brasilien - Deutsche Nordheide – Botswana – Lesotho – Südafrika.
Wie er mit so einem bunten Lebenslauf jetzt ausgerechnet nach Harpstedt kam, erzählt Gunnar Bösemann im Interview.

Herr Bösemann, Sie sind in Brasilien geboren, haben in der Lüneburger Heide Ihre Jugend verbracht, waren während des Studiums in Florida und im Amazonas-Gebiet. Und in den letzten 15 Jahre lebten und arbeiteten Sie in mehreren südafrikanischen Ländern. Haben Sie sowas wie eine Heimat?

Gunnar Bösemann: „Bei der Frage komme ich auch immer ein bisschen ins Strudeln. Mein Vater war deutscher Pastor in Brasilien, dort bin ich geboren. Als meine Eltern zurück nach Deutschland gingen, war ich zwölf. Ich kam als kleiner deutscher Brasilianer in das schöne Dorf Hermannsburg in der Südheide. In der evangelischen Jugendarbeit wurde ich zum Glück sehr schnell aufgenommen. Ich fühlte mich dort wohl, also ist Hermannsburg sowas wie ein Stück Heimat für mich. Nach der Schule ging ich zur Bundeswehr und landete dann über Umwege beim Theologiestudium. Für mich war gleich klar: Ich wollte im Ausland arbeiten. Ich fühlte mich als Kind der weiten Welt. Das steckte einfach drin, und ich wollte wieder raus. Und zwar nicht in eine deutsche Gemeinde irgendwo auf der Welt, sondern in eine richtige einheimische lutherische Kirche in einem Land, das ich noch nicht kannte. So kam ich ins südliche Afrika, nach Botswana.“


In eine ganz andere Kultur mit einer eigenen Sprache. Was hat Ihnen bei der Eingewöhnung geholfen?

„Ich hatte in Deutschland meine Frau kennengelernt – auch ein Pastorenkind aus einem anderen Teil der Welt. Sie ist in Südafrika aufgewachsen, aber ganz woanders. Wir wollten in ein Land, das uns beiden neu war. So haben wir dann als Anfang 30-Jährige gemeinsam unsere ersten Schritte ins Pfarramt gemacht – in Ramotswa, südwestlich von der Hauptstadt Gaborone. Der ganze Ort ist noch sehr von alter, afrikanischer Mentalität durchdrungen. Dort gibt es eine klare Dorfgemeinschafts-Struktur, wo die Großfamilie und der Volksstamm eine ganz starke Rolle spielen. Das Staatsoberhaupt ist eine Frau, eine ,Chiefin‘, die ihren Häuptlingssitz im Zentrum des Dorfes hat. Und dort spielt sich unheimlich viel ab.“


Wie haben Sie sich verständigt?


„In Botswana wird Setswana gesprochen. Das ist eine Bantu-Sprache, die in der Struktur ganz anders ist als das, was wir Europäer kennen. Am ehesten vergleichbar mit Hebräisch, aber ganz anders aufgebaut. Es gibt keine Lehrbücher dafür, man musste sich die Sprache beim Sprechen mit den Leuten erarbeiten. Es hat drei Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, mich ausdrücken und auch verstehen zu können, was in den tieferen Schichten gesagt wird. Aber es hat mir sehr geholfen, dass ich keine andere Wahl hatte. Mit Englisch oder Französisch kommt man nicht weiter. Und ich muss als Pastor nun mal viel mit den Leuten reden.“


Kaum konnten Sie die Sprache, zogen Sie schon wieder weiter.

„Ja. Diese ersten sechs Jahre in Ramotswa waren für uns eine wichtige Zeit. Dort wurden unsere Kinder geboren, und wir haben uns sehr wohlgefühlt. Als nächstes gingen wir nach Lesotho. Ein kleines Ländchen mitten in Südafrika, das auch ,The Kingdom in the Sky‘ genannt wird - das Königreich in den Bergen. Weil es hoch oben auf dem Drakensberg-Massiv liegt. Die Sprache war ähnlich wie in Botswana. Aber eine total andere Identiät und Mentalität! Und auch die Kirche war überhaupt nicht mit der sehr traditionell religösen in Botswana zu vergleichen. Das war was ganz Neues, Spontanes, Eigenes. Ich habe lithurgische Formen kennengelernt, auf die man in Deutschland überhaupt nicht kommen würde. Es war eine unheimlich bereichernde Zeit. Wir blieben zwei Jahre.“


War es für Ihre Kinder schwierig, ständig die Schule zu wechseln?

„Das ging, weil Marit und Tim auf einer internationalen Schule waren. Sie mussten also nicht in jedem Land eine ganz neue Sprache lernen. Der größte Vorteil war für unsere ganze Familie, dass man durch diese Schule schnell in einem sehr internationalen Netzwerk drin ist. Durch Hilfswerke, die in armen Ländern Programme machen, kommen die verschiedensten Menschen mit ihren Familien von überall her. Das entsprach total unserem Lebensgefühl.“


Was war Ihre nächste Station?


„Pretoria, eine der drei Hauptstädte von Südafrika. Die Heimat meiner Frau. Dort hatten wir unseren Stammsitz. Ich arbeitete inzwischen für ,Lucsa‘ (,Lutheran Communion in Southern Africa‘), sozusagen der Dachverband der lutherischen Kirchen im südlichen Afrika. Ein Verbund, der versucht, den Kirchen Impulse und eine gemeinsame Anlaufstelle zu geben. Es geht sehr stark um sozialdiakonische Themen. In all den südafrikanischen Ländern hat man ja immer mit Gerechtigkeitsfragen zu tun – wirtschaftlich, sozial und kulturell. Es gibt viele soziale Probleme. Keine Verteilung von Reichtum, sondern viel Armut. Kriminalität. Arbeitslosigkeit. Aids. Wenig Perspektiven für Jugendliche. Dafür oft so genannte ,child headed households‘, in denen Kinder für eine ganze Familie verantwortlich sind, weil die Eltern gestorben sind. So viele soziale Probleme, auf die die Kirche vor Ort gar nicht richtig antworten kann. Sie haben keine Staatskirchenverträge oder finanziellen Möglichkeiten, um Programme anzubieten. Und da ist ,Lucsa‘ dann eine Stelle, von der viel ausgeht. Man entwickelt mit Partnern Programme, die den Kirchen helfen können. Heute benutzt man ja immer gerne dieses schöne Wort ,Entwicklungsarbeit‘…“


Sie benutzen das „schöne Wort Entwicklungsarbeit“ offensichtlich nicht so gerne.

„Nein. Ich finde, man muss aufpassen, dass wir mit dem Verständnis, das wir von Entwicklung haben, die Menschen in anderen Ländern nicht kleiner machen, als sie sind. Die Leute in Afrika sind genauso begabt wie wir. Sie haben aber nicht die gleichen Möglichkeiten und Mechanismen zur Verfügung wie wir weißen Menschen aus dem Norden. Und das müssen sie auch nicht. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen ausgefeilten Strukturen, wie Probleme verhandelt und gelöst werden. Erst, wenn man die kennt, versteht man, warum etwas nicht klappt. Wer das nicht berücksichtigt und versucht, sich alles auf die Weise zu erklären, die er aus seinem eigenen Land kennt, der stößt ganz schnell an Grenzen. In Afrika funktionieren Lösungen nicht, die uns Europäern nahe liegen.
Als die Amerikaner damals zum Beispiel in den Irak gingen, hielten sie es für sinnvoll, schnell nach Bagdad vorzudringen und Saddam Hussein aus dem Weg zu schaffen. Aber damit fing es erst richtig an. Je länger es dauerte, desto mehr Schwierigkeiten tauchten auf, die man nie geahnt hat. Und man merkte erst, wie kompliziert eigentlich alles war.
Die Strukturen, die in einem Land herrschen, die Denkweise der Menschen, diese ganze kulturelle Dimension – das wird oft unterschätzt. Da hilft nur ein Blick ins Innere. Traditionelle Mechanismen einer afrikanischen Gesellschaft lassen sich nicht mit modernen Mitteln lösen.
Wir haben Wissen über Infrastruktur, Strom, Technik über Jahrhunderte erlernt. Aber wie das ganz eigene Sozialsystem funktioniert, das die Familien in einer afrikanischen Gesellschaft entwickelt haben, darüber wissen wir nichts. Wenn solche festen, erprobten Strukturen zweier vollkommen unterschiedlicher Länder aufeinanderprallen, dann kann man sich leicht missverstehen.“


Wie haben Sie das Verhältnis zwischen dunkel- und hellhäutigen Menschen im Land wahrgenommen?

„Ich war für ,Lucsa‘ im Bereich der christlichen Bildung tätig, da habe ich immer wieder gemerkt: Südafrika hat eine lange Geschichte der Ungleichbehandlung von Menschen. Und die ist noch nicht zuende. Schwarze wurden so lange als Menschen zweiter Klasse angesehen und hatten keinen Zugang zur Bildung. Und das hat natürlich etwas mit den Menschen gemacht. Viele wissen noch immer nicht, dass sie Wesen sind, die genau das machen und leisten können wie andere. Ich habe meine Aufgabe so verstanden, den Leuten zu helfen, das Bewusstsein zu bekommen, dass sie frei sind und denken und handeln können, um ihr eigenes Schicksal zu beeinflussen. Theologisch würde man sagen: Wir sind alle von Gott befreite Kinder. Er nimmt uns an, wie wir sind. Aber er möchte, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, die in uns sind. Dass wir unsere Gaben und unsere Intelligenz auch benutzen. Für uns selber, aber auch zum Wohl des größeren Ganzen, in dem wir leben.“


Jetzt haben Sie Ihre Zeit als Missionar beendet. Was führte Sie nach all diesen Stationen auf der Welt zurück nach Norddeutschland?

„Das Wort ,Missionar‘ benutze ich gar nicht gerne. Denn es klingt danach, als würde man woanders hingehen wollen, um andere Menschen zu bekehren oder von etwas zu überzeugen, das man für besser hält. So sehe ich das nicht. Meine Arbeit war vor allem eine riesige Lernerfahrung für mich. Mein Ziel war es immer, woanders als Gleicher unter Gleichen zu leben und zu arbeiten. Zu versuchen, Christsein in einer anderen Welt zu verstehen, mitzuleben und auch mal andere Impulse zu setzen mit dem, was ich mitbringen konnte. Darum sage ich nicht ,Ich war Missionar‘, sondern: ,Ich bin da Pastor gewesen.‘ Dazu bin ich ausgebildet worden, das habe ich studiert. Und wenn Auslandspastoren zurückkommen, dann ist der Weg ins Pfarramt der Landeskirche. Nach 15 Jahren war die Zeit dafür reif. Das ist länger, als die meisten heute bleiben. Bei mir war dann eine bestimmte Altersgrenze erreicht. Ich bin also zurückgekehrt in die Landeskirche Hannover. Meine Heimat. Da habe ich damals als Jugendlicher dazugehört, darum wollte ich auch dorthin zurück.“


Haben Sie irgendetwas Ur-Norddeutsches an sich?

„Ja. Ich bin zum einen sehr geprägt von meinen Eltern. Die sind beide richtige norddeutsche Protestanten, die überlegt an Dinge herangehen, erst mal eher nüchtern sind – aber, was ihre Frömmigkeit angeht, ganz offene Menschen. Und zum anderen hört man mir sprachlich das Norddeutsche ja schon an. Und auch was die Denke und den Alltagswitz der Menschen angeht, fühle ich mich hier zu Hause.“


Warum ist es nach Südafrika nun ausgerechnet Harpstedt geworden?

„Weil mir das von den Stellen, die frei waren, interessant schien. Ungefähr 6.200 Gemeindemitglieder - eine anständig große Gemeinde. Und das Bild, das ich durch die Begegnung mit den Menschen hatte, passte zu dem, was ich im Internet gefunden habe: Hier ist unheimlich viel los. Eine sehr lebendige, aktive Gemeinde. Die Vielfalt hat mich total angesprochen: Es gibt auf der einen Seite den Bibelgesprächskreis, aber auch die kritischen Christen. Einen ökumenischen Gesprächskreis, das zeigt: Man schaut auch über den Tellerrand. Dazu ein großes Kultur- und Konzertangebot. Dafür kommen Menschen aus allen möglichen Teilen der Republik und drüber hinaus und bringen ein Stück von der großen weiten Welt in dieses Dorf. Es gibt allein vier Chöre, eine Trommelgruppe sogar. Ich denke, dass ich mit der Vielfalt, die ich bisher erlebt habe, gut hier reinpasse.“


Was hat Ihre Familie dazu gesagt?

„Für uns als Familie hat natürlich die größte Rolle gespielt: Ist das ein Ort, an dem wir gut leben können? Wir wollten nicht in die ganz große Stadt, aber auch nicht ins hinterste Dorf. Da ist Harpstedt ein sehr guter Kompromiss. Und Wildeshausen ist ein kleines, nettes Städtchen nebenan, wo unsere Kinder gut zur Schule gehen können.“


Was finden Sie vier hier in Deutschland am auffälligsten anders?

„In einem afrikanischen Dorf wie beispielsweise Ramotswa ist immer Trubel, Musik, es wird getanzt. Es gibt keine befestigten Straßen, die Ziegen wandern quer durchs Dorf. Und Esel und Kühe und Hühner, die überall rumlaufen und Geräusche machen. Hier in Harpstedt macht man das Fenster auf und hört: Nichts.
Die Menschen sind am Anfang etwas zurückhaltender. In einem afrikanischen Dorf kommen alle sofort und gucken. Hier wollen die Leute sich nicht gleich am ersten Tag aufdrängen und zu neugierig erscheinen. Wobei wir überall, wo wir hinkommen, sehr viel Freundlichkeit erleben. Es entstehen sofort Gespräche, obwohl die Leute noch gar nicht wissen, wer wir sind.
Naja, aber ganz auffällig anders finden wir sonst nur das Wetter. Das macht uns noch etwas zu schaffen. Aber wir sind ja auch gleich in eine ungünstige Jahreszeit hinein gekommen. Dass es den ganzen Tag über kalt ist und viel regnet – das kennen wir nicht mehr. Es ist ganz ungewohnt für uns, viel im Haus zu sein. Aber die Tage werden ja jetzt wieder länger, und man sieht das Licht am Ende des Tunnels.“


Sie sind hier ja nicht der einzige Pastor im Ort. Wollten sie kein Pfarramt, in dem Sie ganz alleine der Chief sind?

„Nein. Danach habe ich gar nicht gesucht. Ich arbeite gern im Team. Wir sind hier ein großes Team von vier Pastoren plus Mitarbeitenden und eine Heerschar von Freiwilligen. Ich glaube, wir Pastoren sind auch eine spannende Truppe, weil wir sehr unterschiedliche Leute sind. Familie Rucks ist eine interessante Kombination: Er ist norddeutsch und macht nebenbei Filmarbeit. Sie ist Halbschweizerin, promoviert und kommt aus einem akademisch- theologischen Hintergrund mit einem hochinteressanten Gebiet. Elisabeth Saathoff bringt als die Pastorin, die schon einige Jahre hier ist, Erfahrung und Kontinuität mit. Ich glaube, das kann gut werden. Die ersten Begegnungen waren jedenfalls toll!“


Was werden Ihre Schwerpunkte sein?

„Ich bin kein Mensch, der mit einem ganz klaren Profil in eine neue Gemeinde kommt. Es gibt ja Leute, die eine ganz starke Prägung zum Beispiel in Glaubenskursarbeit haben oder Erfahrungen mit Jugendarbeit. Wenn ich überhaupt eine besondere Prägung habe, dann ist das meine sozial- ökumenische Erfahrung.
Etwas, bei dem ich mitmachen werde, ist das Thema Flüchtlingsarbeit. Da kann ich als Mensch, der selbst im Ausland gelebt hat, bestimmt etwas einbringen. Ansonsten werde ich erst mal die normale Gemeindearbeit machen mit all den Dingen, die zum Pfarralltag gehören ¬¬- Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Ich predige gerne. Aber ich möchte auch neue Wege finden, Gottesdienst zu machen. Vieles muss sich noch entwickeln. Hier haben vorher mit Herrn Richter und Herrn Schulz-Achelis zwei Hauptpastoren gearbeitet, die beide ganz besondere Schwerpunkte hatten. Nach ihrem Weggang muss sich die Gemeinde neu definieren. Ich finde es nur wichtig, dass man die meisten Dinge gemeinsam entwickelt. Und zwar nicht nur mit den Pastoren, sondern auch mit dem Kirchenvorstand und der ganzen Gemeinde. Es gibt bestimmt viel zu tun. Aber ich gehe da ganz frisch und fröhlich rein.“


Haben Sie sich schon für die nächste Probe des Harpstedter Posaunenchors angemeldet? Sie haben in Ihrer Jugend selbst gespielt, steht in Ihrem Lebenslauf.

„Ja! Das war meine erste Amtshandlung: Ich bin zum Posaunenchor marschiert und werde da jetzt mitmachen. Ist doch wichtig, dass man als Pastor mal nicht derjenige ist, der etwas leitet und zu dem alle hingucken. Sondern einer, der einfach nur mitmacht. Ich habe allerdings länger nicht gespielt und musste mich erst mal richtig durch den Tenor quälen, weil mein Ansatz nicht mehr gut ist. Aber wenn das wieder klappt, dann werde ich mit Freuden da mitmachen.“


Wo wird man Sie sonst so sehen, außerhalb der Kirche?

„Ich finde es wichtig, dass ein Pastor im Dorf präsent ist und auch Menschen im Ort kennenlernt, die in anderen, nicht kirchlichen Bezügen sind. Natürlich werde ich in den nächsten Wochen den Gemeindedirektor und die politische Gemeinde kennenlernen, aber ich möchte genauso in alle Bereiche des öffentlichen Lebens schauen. Überall mitmachen kann ich nicht. Ich werde wahrscheinlich kein Mitglied im Schützenverein. Aber wenn Schützenfest ist, gehe ich hin. Wenn Weihnachtsmark ist, werde ich da auftauchen. Und wenn unser Sohn Tim sich hier dem örtlichen Fußballverein anschließt, werden meine Frau und ich bei den Punktspielen sein.“


Was für einen Typ Pastor kriegen die Harpstedter? Was ist dieser Gunnar Bösemann für ein Charakter?

(lacht): „Ganz klar ein Mensch, der Menschen mag! Ich bin ansprechbar, umgänglich und nicht jemand, der hier nur auf Durchreise ist. Wir sind nach Harpstedt gekommen, um auch eine Weile zu bleiben und dazuzugehören. Ansonsten: Ich lache gern. Also: Die Harpstedter werden Spaß mit mir haben können. Aber ich bin in meiner Funktion natürlich auch als Seelsorger da, wenn jemand Fragen oder Schwierigkeiten hat. Das kann alles Mögliche sein. Ich möchte helfen und etwas von dieser großen, bedingungslosen Liebe Gottes weitergeben. Dass wir in Gott jemanden haben, an den man sich immer wenden und dem man vertrauen kann – das würde ich den Menschen gerne nahebringen. Aber nicht aufzwingen. Ich versuche, sie einfach mit dem, wie ich bin und wie ich von Gott erzähle, einzuladen, selber mal zu gucken: Was ist das eigentlich? Ist das vielleicht auch was für mich?“
 

Miriam Unger  06.02.2015