Vier neue, weitgehend fremdfinanzierte Stellen beschloss am Mittwoch der Kirchenkreistag in Hoya. Foto: Gunnar Schulz-Achelis
Vier weitgehend fremdfinanzierte Stellen hat der Kirchenkreistag am Mittwoch, 25. September im Hoya beschlossen. Außerdem hörten die 68 Delegierten von Haßbergen bis Harpstedt, von Weyhe bis Sudwalde ein Referat über Pflegedienste und sahen den neuen Internetauftritt des Kirchenkreises. Ein Antrag einiger Delegierter auf Änderung des Stellenrahmenplanes mit Blick auf Reduzierung der Pfarrstelle in Eitzendorf, Magelsen und Wechold wurde zunächst auf eigenen Wunsch vertagt, weil ein neuer Vorschlag noch in Gremien beraten werden muss.
Der Kirchenkreistag des evangelischen Kirchenkreises Syke-Hoya beschloss eine 75-Prozent-Kirchenmusiker-Projekt-Stelle bis Ende 2016 für Syke, die von der Landeskirche aus einen Nachwuchsförderprogramm finanziert wird. Auch die Projektstelle "Kirche und Schule" für einen jungen Diakon oder Diakonin in Weyhe, die aus verschiedenen "Töpfen" finanziert wird, wurde erneut für 5 Jahre eingerichtet. Bei der Schuldnerberatung wird befristet und mit 65 Prozent ein neuer Berater eingestellt, damit die Warteliste für Ratsuchende kürzer wird. Mit halber Stelle sollen in dem nächsten 3 Jahren die Schuldenpräventions-Stunden an Schulen fortgeführt werden. Diese beiden letzten Stellen wurden durch die Förderung des Landkreises Diepholz möglich.
"Ziel unserer Arbeit im Kirchenkreistag ist unter anderem, dass wir uns im Kirchenkreis gegenseitig wahrnehmen" hatte der Vorsitzende des Kirchenkreistages, Pastor Lothar Dreyer aus Asendorf zum Auftakt gesagt.
In diesem Sinne hat die Geschäftsführerin der Diakoniesozialstationen in Syke und Hoya Christine Körbel, jetzt die Geschichte und aktuelle Situation örtlicher, häuslicher Pflege dargestellt, unterstützt von der leitenden Pflegefachkraft Karin Weber von der Diakoniesozialstation Bruchhausen-Vilsen. Anhand vom Bildern von Pflegerinnen aus den letzten hundert Jahren zeigte die gelernte Krankenschwester die Entwicklung: Bis 1995 kamen Gemeindeschwestern kostenlos in die Häuser, pflegten Menschen, leiteten Angehörige an und hatten Zeit für Gespräche oder auch Gebet. Seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 gibt es private Pflegedienste, inzwischen mehr als gemeinnützige Diakonie-Sozialstationen. Alle müssen wirtschaftlich arbeiten und "das Papier wird immer mehr". "Zeit für Zuwendung gilt nicht. Patientenzufriedenheit spielt keine Rolle", so Körbel. "Ich möchte für die Menschen da sein, aber es fehlt die Zeit", sagte Körbel aus der Sicht der Pflegekräfte, die oft überfordert sind und unter der psychischen Belastung leiden. Demzufolge fehlten Pflegefachkräfte. Besonders Kräfte für einfache Tätigkeiten seien durch das Tarifrecht bei den kirchlichen Diakoniesozialstationen in der Regel besser bezahlt. Hochqualifizierte Kräfte werden dagegen gelegentlich nach Einzelverhandlungen von privaten Anbietern mit besseren Gehältern abgeworben. Diakoniesozialstationen nehmen alle Patienten, bekommen aber auch nur 2,62 Euro für eine Medikamentengabe für einen Patienten, der ganz am Rand ihres Gebietes lebt. Für eine Morgendusche inklusive aus- und einkleiden und Dokumentation gebe es 10 bis 15 Euro und 15 Minuten Zeit.
Gefragt nach der Unterstützung durch die Kirchengemeinden, meinte Körbel: Gemeinden könnten durch Öffentlichkeitsarbeit, ehrenamtlichen Besuchsdienst, Seelsorge und Kranken-Abendmahl den kirchlichen Pflegedienst unterstützen. "Wir wollen ein guter Arbeitgeber sein" sagte Körbel; von daher sei ein gutes Arbeitsklima wichtig. Gleichwohl bedauerte sie: "Für alte, leistungsschwache Menschen haben wir in unserer Gesellschaft keine Lobby".
Der Pressesprecher des Kirchenkreises Pastor Gunnar Schulz-Achelis aus Harpstedt stellte des neuen Internetauftritt des Kirchenkreises unter www.Kirchenkreis-Syke-Hoya.de vor. Hauptziel sei die Kommunikation untereinander zu vereinfachen. So seinen erstmals auch der Kirchenkreistag und seine Ausschüsse jeweils mit Ansprechpartnern zu finden, wie auch die Brasilienpartnerschaft und sehr ausführlich die Diakonie. Das neue Kirchenamt in Sulingen, das in diesen Tagen umzieht, ist mit allen Mitarbeitern samt Telefonnummern vertreten.
Der Leiters des neuen Amtes Marc-Tell Schimke berichtete über eine gut verlaufene Bauphase und sprach von einem "beachtlichen Meilenstein". Es gelte nun aus den beiden Verwaltungskulturen der ehemaligen Ämter in Syke und Diepholz ein Team zu machen. "Es weht der Wind des Aufbruches" und man freue sich auf einen gegenseitigen Kompetenzzugewinn.
Diskussionen gab es im Kirchenkreistag über eine Änderung der Finanzsatzung für die Vergabe von Darlehen an Kirchengemeinden, die Bauprojekte zwischenfinanzieren wollen: Bisher konnte der Kirchenkreisvorstand nur bis 50.000 Euro für oft kurzfristig beantragte Darlehen vergeben, wenn beispielsweise eine neues Pfarrhaus gebaut wird, aber das alte noch mit verkauft ist. Nach Diskussionen über ein Limit wurde zuletzt beschlossen, dass zuvor der Finanzausschuss eine Empfehlung abgeben und nur bei höheren Summen der Kirchenkreistag abstimmen muss.
Schulz-Achelis 26.09.2013
Gunnar Schulz-Achelis