Sechs Brasilianer besuchten die evangelischen Gemeinden in der Region vom 28. April bis 22. Mai 2013. Die Delegation des Partnerkirchendistriktes Mato Grosso wird vom dortigen Regionalbischof Nilo Christmann geleitet und wird in einigen Gemeinden des Kirchenkreises auftauchen, viele Einrichtungen, den Kirchentag und die Lutherstätten in Sachsen-Anhalt besuchen. In einer Reihe von Veranstaltungen kann man sie auch persönlich kennenlernen und mit ihnen vor allem über die Themen „Erziehung, Bildung und Teilhabe“ diskutieren, um die es bei den meisten Veranstaltungen aus deutscher und brasilianischer Sicht und Erfahrung geht. Seit 22 Jahren reist alle 2 Jahre eine Delegation entweder hierher oder fährt in das südamerikanische Land. Das diesjährige Programm stellten am Donnerstag in Nordwohlde die Leiter des „Arbeitskreises Brasilien“ Karin und Walter Rosenbaum, sowie Ingrid Wigger aus Martfeld vor, die gemeinsam 2007 zur deutschen Delegation gehört haben.
Passend zum diesjährigen Thema sind in der Delegation Englischlehrerin Sandra Schwingel und Ema Marta Dunck Cintra dabei, die in der Erziehungsbehörde in Stadt Cuiaba arbeitet. Die Besuche seien nicht touristisch, sondern die Delegationsmitglieder sollen ihre Kirche repräsentieren und haben in der Regel eine Funktion in ihrer Kirche vor Ort. „Es geht um engagierte Leute, die erzählen können, wie sich ihr Christ-sein in Brasilien verwirklicht", erläutert Pastor Rosenbaum. 2007 und 2009 ging es um „Bewahrung der Schöpfung“ und Gemeindeaufbau, 2011 um „soziale Gerechtigkeit“. „Die Frohe Botschaft des Evangeliums kommt dort oft mit anderer Kraft rüber, weil viele in Brasilien in Armut leben“ erinnert sich Rosenbaum an seinen Besuch.
Karin Rosenbaum erwartet, dass die Gäste über die Ausbildung von Laien in der kirchlichen Arbeit berichten werden. „Wegen der großen Entfernungen und weil der Pastor oft tagelang unterwegs ist, müssen Taufen oder meist Beerdigungen von ausgebildeten Gemeindegliedern übernommen werden. „In dieser Hinsicht sind sie uns weit voraus", sagt Karin Rosenbaum, die selbst gebürtige Brasilianerin ist. Es gehe darum, voneinander zu lernen, wie man durch andere Umstände zu anderen Ergebnissen kommt, wie man Kirche organisiert, so Pastor Rosenbaum.
Er erläuterte zur Geschichte: Die evangelisch-lutherische Kirche in Brasilien entstand durch Auswanderer vor allem aus Pommern und dem Hunsrück, die ab 1824 von der von der Herrscherfrau, einer österreichischen Prinzessin, zunächst nach Südbrasilien geholt wurden und natürlich ihren christliche Glauben in lutherische Ausprägung mitbrachten. Später wanderten sie als Pioniere und Siedler weiter nach Norden in das Gebiet von Mato Grosso und viele sprechen nicht mehr deutsch. Es sind 800.000 und damit nur ein Prozent der brasilianischen Gesamtbevölkerung. Der lutherische Kirchendistrikt im Bundesland Mato Grosso mit seinen 54 Gemeinden und nur 7900 Gemeindegliedern reicht vom Amazonas bis fast 3000 Kilometer in den Süden.
Am Sonntag, 28. April werden die Gäste – direkt vom Flughafen nach ihrer 24-stündigen Reise kommend – um 19 Uhr mit einer kleinen Andacht durch Pastor Rosenbaum in Nordwohlde von ihren Gastgebern begrüßt. Am Samstag, 4. Mai ist von 10 bis 17 Uhr ein gemeinsamer Workshop mit Lektoren und Kirchenvorstehern im Asendorfer Gemeindehaus, zu dem man sich noch bei Karin Rosenbaum anmelden kann. Tags darauf feiert man um 17 Uhr in der Syker Christuskirche den Begrüßungsgottesdienst mit einer Predigt von Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder. Im Anschluss stellen nach einem Essen sich die Delegationsmitglieder mit projizierten Bildern im Syker Gemeindehaus vor. Vom 10. bis 12. Mai gibt es eine Busfahrt zu den Lutherstätten, bei noch Restplätze für 170 Euro frei sind. Zu allen Veranstaltungen kann man sich bei Karin Rosenbaum unter Telefon 04249/960024 anmelden. Außerdem stehen Besuche im Missionswerk in Hermannsburg, im Landeskirchenamt in Hannover, im Kirchenkreisamt Syke und im Eine-Welt-Laden in Vilsen auf dem Programm, sowie aufgeteilt Besuche in den Kirchengemeinden und dort dann bei Schulen, Kindergärten, Gemeindegruppen und Behinderten-Einrichtungen. Ein Besuch bei der Landwirtschaftsschule „Deula“ in Nienburg zielt darauf ab, Kontakte zu knüpfen, um eventuell später jugendlichen Brasilianern ein einjähriges Landwirtschaftspraktikum hier zu ermöglichen und sie dann im Kirchenkreis unterzubringen.
Im Verabschiedungsgottesdienst in der Asendorfer Kirche am Pfingstmontag um 10 Uhr predigt dann Regionalbischof Nilo Christmann.
Gunnar Schulz-Achelis