"Das Kirchentagsmotto 'Soviel Du brauchst' ist eine Steilvorlage für die Präventionsarbeit“, meinte Schuldnerberaterin Katrin Moser am Montag im Förderkreis soziale Schuldnerberatung im Landkreis Diepholz in Syke. Die 15 anwesenden Förderkreismitglieder - darunter der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig - haben mit Elan den Stand beim "Markt der Möglichkeiten" beim Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 1. bis 5. Mai 2013 in Hamburg vorbereitet. Nachdem die Schuldnerberater aus dem Landkreis Diepholz und ihr Förderkreis bereits bei den Kirchentagen in Bremen und Dresden mit großen Zuspruch das Thema Verschuldung und Prävention vorgestellt haben, werden auch in diesem Jahr wieder Unterstützer dieser Arbeit aus der Region auf dieser bundesweiten Bühne das Thema repräsentieren.
In Hamburg wird man mit der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Hannoverschen Landeskirche, vor allem Schuldnerberatern aus Buchholz, gemeinsam den 12 Quadratmeter großen Stand mit 20 Mitarbeitenden - darunter 10 Förderkreismitgliedern - betreiben. Besonders junge Menschen wollen die Unterstützer aus Barver, Syke, Harpstedt, Heiligenrode, Barnstorf und Kirchdorf mit dem Spiel "Finanzfuchs" nachdenklich über den Umgang mit Geld machen. Dass nach einer Idee aus der Region von Manfred Poscher ausgearbeitete Spiel funktioniert wie der "großen Preis". Man muss Fragen rund um Handy und Musik-Downloads im Internet, rund um Bausparen und Miete beantworten, in dem man bei einem Leuchtkasten auf Antwort A, B oder C drückt. Die gesammelten Punkte, auch von Ereignisfeldern und Risikofragen, summieren sich zum Ergebnis und dem Tagessieger winkt als Preis das von hiesigen Schuldnerberatern entwickelt Präventionsspiel "€-Way". Je nach Lebensalter wird der "Finanzfuchs" in drei verschiedenen Fassungen gespielt. Förderkreissprecherin Edith Heckmann, die mittlerweile auch in der Marktleitung des Kirchentages ehrenamtlich tätig ist, erinnert sich an Dresden vor zwei Jahren: "Es war immer voll. Das Spiel hat das zu vielen Gesprächen geführt."
Am Stand gibt es dann weitergehende Infos zur Schuldenproblematik und Interessierte können sich über das Präventionskonzept an Schulen mit dem Finanzführerschein informieren.
Bei der Förderkreissitzung informierte Ute Strahtmann über ihre Präventionsarbeit an hiesigen Schulen. Dank eines Zuschusses des Landkreises kann sie neuerdings nicht nur Prävention unterrichten, sondern die Schüler mit Schuldenproblemen auch gleich beraten. Mittlerweile bietet sie Präventionsstunden auch in weniger als 7 Schulstunden an. Viele Schüler wüssten nicht, dass man bis zu 30 Euro pro Einwahl unter 0900-Nummern zahlen muss und erfahren viel über Musik-Downloads oder die Finanzierung des Auto-Führerscheins, und mit Hilfe von örtlichen Bankern auch über Kontoführung und Kredite. "Gerade in den Hauptschulen habe ich ein reges Publikum; die Schüler sind da ganz engagiert", freut sich die Pädagogin.
Moser berichtete im Vorgriff auf den Jahresbericht 2012, dass im vergangenen Jahr 357 Haushalte (mit deutlich mehr Personen) sich gemeldet haben und innerhalb von wenigen Tagen eine Krisenberatung bekamen. Die Schuldnerberater mit ihren eineinhalb Stellen haben zudem 764 Intensivberatungen mit 194 Ratsuchenden gemacht. Ursachen für die Überschuldung seien oft Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit, Trennung oder Krankheit und dann auch unwirtschaftliche Haushaltsführung. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden seien Empfänger von Arbeitslosengeld. "Wichtig ist bei uns die nachhaltige Beratung unter dem Motto 'Auskommen mit dem Einkommen'", so Moser. Auch biete man aus dem diakonischen Verständnis heraus eine psychosoziale Beratung, zumal viele schon eine Behörden- und Beratungsodyssee hinter sich haben. "Die wollen einfach mal ankommen, auch mal schwach sein und sagen wie es ihnen geht."
Zu Besuch beim Förderkreis war auch die Fundraiserin des Kirchenkreises Petra Manke. Sie meinte: "Diese Arbeit braucht Förderung und finanziert sich nicht von selbst." Schwerpunkt in diesem Jahr könne die Werbung von Fördermitgliedern, unter dem Motto "Zeigen Sie Gesicht" sein. "Fördermitglieder können etwas tun, was sie auch zufrieden macht und Position beziehen", sagte sie und schlug einige Veranstaltungen und ein Konzept für einen Info-Stand vor. Daraufhin wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen Info-Stand entwickelt. Infos auch unter www.soziale-schuldnerberatung.de.
Gunnar Schulz-Achelis