Weltläufig und universell interessiert und begabt: Der evangelische Kirchenkreis Syke-Hoya bekommt eine junge und zugleich erfahrene Kreiskantorin. Friederike Spangenberg wird ab 1. Oktober 2012 in Bassum die Orgel spielen, Chöre dirigieren und die Kirchenmusik im Kirchenkreis koordinieren.
Die 28-jährige Musikerin ist in Pittsburgh/Pennsylvania in den USA geboren und in Berlin-Zehlendorf aufgewachsen, wo sie auch Abitur machte. „Ich habe ganz viel Orchester gespielt“ erzählt die Geigerin und war mit dem RIAS-Jugend-Orchester auch in China und Russland zu Konzerten unterwegs. Zudem spielte sie Klavier und wechselte erst ziemlich spät auf die Orgelbank. Wie noch häufiger in ihrem Leben machte sie Dinge parallel: Sie besuchte das C-Seminar für das Orgelspiel, machte fast gleichzeitig Abitur und die B-Aufnahme-Prüfung, um in das Kirchenmusikstudium zu kommen. „An der Orgel fasziniert mich, dass sie – wie ein Orchester – ein Instrument mit ganz vielen Möglichkeiten ist“ – denn sie spielt ja gerne „Orchester“. Und auch deshalb tauschte sie bald den Geigenbogen mit den Taktstock und lernte dirigieren. Ihr B-Diplom für Kirchenmusik – den zweithöchsten Abschluss für Kirchenmusiker – absolvierte sie an der Universität der Künste in Berlin. Erst während ihres Studiums hat sie so richtig die Kirche als Wirkungsfeld entdeckt und mag an der Orgel besonders gerne die Improvisation. 2008 bis 2011 legte sie noch einen drauf und studierte „A“-Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Daneben war sie schon als Zweite Kirchenmusikerin an der Hauptkirche St.-Petri zu Hamburg tätig und machte später eine Elternzeitvertretung in Halstenbek-Krupunder. Parallel dazu war sie immer als Kammermusikerin aktiv und spielt bis heute in dem 5-köpfigen Alte-Musik-Ensemble „ConSpirit“ in Hamburg Cembalo. Apropos Cembalo: Dieses alte Tasteninstrument studiert sie auch – noch ungefähr ein Jahr und wird dafür regelmäßig von Bassum nach Hamburg fahren. Außerdem hat sie lange in dem hochklassigen Vokalensemble „vOkabile“ Sopran gesungen und nimmt noch weiter Gesangsunterricht.
„Ich finde toll an der Kirchenmusik, dass sie so vielfältig ist und man so viele unterschiedliche Sachen machen kann“ erzählt sie begeistert. Singen, Orgel, Orchester. „Das bestärkt sich gegenseitig“ weiß sie aus Erfahrung. So gibt es – für den Laien überraschende – Querverbindungen; etwa: „Singen und Dirigieren haben ganz viel gemeinsam, haben mit Körper und Haltung zu tun“ erläutert sie.
Ach ja: Komposition fehlte ja noch. An der „Banter Kirche“ in Wilhelmshaven läuft für sie gerade eine Elternzeitvertretung aus. Im Rahmen des Projekts „366 + 1, Kirche klingt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland musste sie sich mit dem Gesangbuchlied „Gott gab uns Atem“ auseinandersetzen. Weil es für den Kinderchor, die „Banter Singschule“, keine geeignetes Stück gab, komponierte Spangenberg kurzerhand zusammen mit einer Kollegin ein Kindermusical, das die Kinder dann als Chor und als Solisten mit viel Schauspiel und Tanz aufgeführt haben. Und mit der „Banter Kantorei“ fuhr die Kirchenmusikerin nach Leipzig und leitete hier in der Thomaskirche zwei Motetten und den musikalischen Teil eines Gottesdienstes.
So begeistert sie an Bassum auch die dortige Chorvielfalt vom Kinderchor über Gospelchor bis hin zur Kantorei. Und selbst der Gremienarbeit kann sie einiges abgewinnen, hat sie doch als studentische Vertreterin im Studiendekanatsrat der Hochschule auch an Prüfungen und Entscheidungen mitgewirkt. In der Kreiskantorats-Arbeit findet sie spannend, „mit anderen Kirchenmusikern ins Gespräch zu kommen, etwas Gemeinschaftliches zu bauen und sich im Kirchenkreis zu vernetzen“.
Inspiration und Entspannung holt sich die Musikerin in der Natur und radelt gerne. Einen Tag nach ihrer letzten praktischen Prüfung für das A-Examen fuhr sie nach Spanien und ging den spanischen Teil des Jakobsweges bis nach Santiago de Compostela und weiter nach Finisterra. Wenn sie unterwegs ist, besucht sie gerne Museen und ist daher auch vom Stift in Bassum sehr angetan. Und sie reist gerne: Stempel aus dem USA, Südafrika, Australien und Tibet finden sich in ihrem Reisepass. So ist das, wenn man weltgewandt und universell interessiert ist.
Gunnar Schulz-Achelis