Gottesdienstbesucher im evangelischen Kirchenkreis Syke-Hoya werden sich in den kommenden Monaten möglicherweise wundern: Pastoren und Diakoninnen sind offenbar sehr motiviert, einige Neuerungen in ihren Gemeindegottesdiensten vorzuschlagen und einzubringen. Reich gefüllt mit Ideen sind sie am Donnerstag von einer 2-tägigen Schulungen aus dem Zentrum für Kirchenmusik und Gottesdienst in Hildesheim zurückgekehrt. Sie erlebten Vorträge und Führungen, machten Übungen, trafen Verabredungen und feierten zuletzt einen Abendmahlsgottesdienst in der romanischen Michaeliskirche.
In der Schlussrunde des jährlichen Konventes dankten viele der hiesigen Pastoren den drei Referenten für die zahlreichen Anregungen. Der Direktor dieses Zentrum der evangelischen Kirche in Deutschland, der Kirchenmusiker und Theologe Dr. Jochen Arnold führte die Gruppe durch die Tage. Zunächst stellte er verschiedene Milieus in der deutschen Gesellschaft vor und die 26 Pastoren, zwei Diakoninnen und die Fundraiserin des Kirchenkreises überlegten den Anfang für einen Zielgruppengottesdienst speziell für ein Milieu. Heraus kamen sehr unterschiedliche Entwürfe für hochkulturell Interessierte oder zurückgezogene Menschen. Für Motorradfahrer gab es natürlich eine Freiluftgottesdienst, wie auch für die geselligen Typen der mittleren Generation, denen ein Gottesdienst in ihrer Nachbarschaft mit anschließenden kleinen Straßenfest geboten werden sollte.
Im Dunklen führte der Referent am Gottesdienstzentrum in Hildesheim und bekannte kirchliche Liedermacher Fritz Baltruweit die Gruppe durch die nur mit Kerzen und Farbscheinwerfern erleuchtete romanische Michaeliskirche. Referent Christian Binder referiert über Qualität im Gottesdienst und betonte, man wolle nicht bei Defiziten, sondern Stärken ansetzen. Er benannte Dimensionen für einen guten Gottesdienst, aus denen sich immer wieder neu Kriterien entwickeln lassen. Erprobt wurde dann die kollegiale Beratung unter Pastoren und tatsächlich verabredete sich im Kirchenkreis eine fünfköpfige Arbeitsgruppe, die dies nun praktizieren will: Mehrere Kollegen besuchen sich reihum im Gottesdienst und besprechen nach einem festen Schema Fragen und Probleme des Pastors, der den Gottesdienst geleitet hat.
Erprobt wurde auch, wie man Lesungen im Gottesdienst mit mehreren Personen lebendig vortragen kann und wie man Ansagen und Moderationen im Gottesdienst geschickt macht. So soll möglichst wenig die gottesdienstliche Feier durch Ansagen unterbrochen werden und wenn, dann soll mit einem Aufmerksamkeit erzeugenden „Lead-Satz“ begonnen werden. So übten die Pastoren und Diakoninnen neue Begrüßungen, Einleitungen von Psalmgebeten oder Abendmahlsfeiern. Am zweiten Abend führten zwei historisch gekleidete Damen die Gruppe durch das alten Hildesheim und erzählten humorvoll viel von der Stadtgeschichte.
Arnold referiert am letzten Seminartag über die Theologie des Gottesdienstes: Gottesdienste können und sollen Sinn deuten, existenzielle Erfahrungen ansprechen, Handlungsorientierung geben und Beziehung zu Gott und unter den Gemeindegliedern stärken. Er bot an, dass Gemeinden auch einen im Zentrum ausgebildeten „Gottesdienst-Coach“ einladen können. Der kann mit gottesdienstliche Interessierten Gemeindegliedern und Kirchenvorstehern den Ortsgottesdienst weiterentwickeln.
Die Tagung, die durch Andachten und Mittagsgebet jeweils unterbrochen war, endete mit einem Abendmahlsgottesdienst, den einige Teilnehmer mitgestaltet hatten. Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder meinte rückblickend: „Auch für sehr erfahrene Pastorinnen und Pastoren gab es eine Reihe von Dingen, die man im Gottesdienst verbessern und verfeinern kann!“
Gunnar Schulz-Achelis