Erstmals hat der „Förderkreis soziale Schuldnerberatung im Landkreis Diepholz“ in der Kreisstadt am Mittwoch getagt und es gab gleich zwei wichtige Nachrichten: Förderkreismitglied Axel Knoerig, Bundestagsabgeordneter aus Kirchdorf, ist es gelungen, den Pfarrer und DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann für einen Benefizvortrag am 14. Februar 2012 in Harpstedt zu gewinnen. Die langjährige Präventionsmitarbeiterin Sabine Fischer-Garvey wird die Schuldnerberatung verlassen, weil ihr Arbeitsvertrag ausläuft. An einer Anschlusslösung wird mit Hochdruck gearbeitet.
Förderkreissprecherin Edith Heckmann aus Syke hat mit Bedacht erstmals den Förderkreis in der Außenstelle in der Hinterstraße in Diepholz tagen lassen, „damit wir ins Bewusstsein tragen, dass die Schuldnerberatung für den ganzen Landkreis da ist.“
Schuldnerberaterin Katrin Moser, die jede Woche auch Beratungen in Diepholz macht, sagte zur Lage in der Schuldnerberatung in der Diakonie: Die Krisenberatung haben etwas abgenommen, die Intensivberatungen lägen gleichbleibend bei um 170 jährlich und münden meist in einer Privatinsolvenz. Leider seien Kinder oft Grund für die Armutsanbindung, weil die Betroffenen schwerer in einen Job kommen. Die Ratsuchenden kämen vor allem aus Syke und Diepholz, was mit der Erreichbarkeit zusammenhängt. Die Zahl von überschuldeten Rentnern – meist weiblich, oft mit Stromschulden – nähme auffällig zu.
Von der Präventionsarbeit berichtete Sabine Fischer-Garvey, dass sie gerade seit Anfang diesen Jahres vermehrt in Schulen zu Unterrichtseinheiten eingeladen wird, allein bis zu den Sommerferien in 38 Schulen, davon auch viele aus dem Südkreis. Seit den Sommerferien werde der „Finanzführerschein“ in mehrstündigen Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit einer Bank durchgeführt, was sehr gut ankomme, auch weil es am Ende ein Zertifikat gäbe. Um Beratung werde sie – oft nach solchen Präventionsstunden – von rund 70 Jugendlichen jährlich angefragt. Viele gerieten durch Internetkäufe in Verschuldung. Heckmann wünschte sich, dass der richtige Umgang mit Geld dauerhaft im Lehrplan aufgenommen wird. Sie freute sich, dass im Nordkreis die Volksbank, in Südkreis die Oldenburgische Landesbank Diepholz den Druck der umfänglichen Finanzführerschein-Unterlagen in einer Auflage von 2000 Stück finanziert hat. Die Kreisparkassen Syke und Diepholz unterstützen die Schuldnerberatung ebenfalls jährlich mit einem erheblichen Betrag, ergänzte Förderkreismitglied Rolf Ehlers, zugleich Kassenleiter im Kirchenkreisamt Syke.
Heckmann dankte herzlich Sabine Fischer-Garvey, die Ende Oktober die Schuldnerberatung wegen des auslaufenden Vertrages verlassen muss, für ihr großes Engagement. Die Förderkreissprecherin berichtete vom sehr gefragten Stand der Schuldnerberatung beim Kirchentag Dresden. Auch beim Kirchentag 2013 in Hamburg wolle man wieder – auch gerne gemeinsam mit den Schuldnerberatern aus Georgsmarienhütte – vertreten sein.
Heckmann gab bekannt, dass nach der erfolgreichen Benefizveranstaltung im Januar mit der niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan, Pastor Rainer Eppelmann am 14. Februar um 19.30 Uhr in der Christuskirche Harpstedt einen Benefizvortrag halten wird. Wiederum war es Förderkreismitglied Axel Knoerig gelungen, den sehr gefragten Parteifreund für einen Vortrag mit Gespräch zum Thema „Alltag in der Diktatur“ zu gewinnen.
Er hatte am Montag die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin besucht und ihren Vorsitzenden Eppelmann nach Harpstedt eingeladen. Der Förderkreis plante in seiner Sitzung die Werbung für die Veranstaltung, bei kein Eintritt erhoben werden soll, aber um Spenden für die Arbeit der Schuldnerberatung, besonders der Prävention, gebeten werden soll.
Der evangelische Pfarrer Eppelmann hat sich in der ehemaligen DDR für die Friedens- und Menschenrechte massiv eingesetzt. In der letzten DDR-Regierung wurde er nach der Wende zum Minister für Abrüstung und Verteidigung ernannt. Nach der Wiedervereinigung war er 15 Jahre lang CDU-Abgeordneter des Deutschen Bundestages.
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den gesetzlichen Auftrag, unter anderem die Geschichte der DDR und den Prozess der Deutschen Einheit aufzuarbeiten. Dazu steht ihr ein Budget von rund fünf Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Hiermit werden Projekte in Schulen, Gedenkstätten, Museen und weiteren Einrichtungen der Wissenschaft und politischen Bildung unterstützt.
So hat Knoerig zudem tags darauf den Besuch des Gymnasiums Syke vermittelt zu einem Podiumsgespräch mit dem prominenten Bürgerrechtler.
Gunnar Schulz-Achelis