„Für Florian ist sie das ein und alles“. Andrea S. kommt ins Schwärmen, wenn sie von der ehrenamtlichen wellcome-Mitarbeiterin Gerda Blöthe spricht. Die 60-jährige Bramstedterin kommt nun schon ein Jahr ungefähr zweimal in der Woche in das Reihenhaus der Familie S. in „BriSeck“, dem neuen Ortsteil zwischen Brinkum und Seckenhausen. Sie spielt mit den Kindern, geht auf den Spielplatz, passt auf und ist der 35-jährigen Mutter von vier Kindern zu einer wichtigen Gesprächspartnerin geworden.
„Sie ist der totale Profi“ meint Andrea S. über die gelernte Kinderkrankenschwester Gerda Blöthe. „Sie bleibt immer ruhig und meint: ‚das ist so, wenn man Kinder hat’“.
Andrea S. hatte im Gemeindebrief vom Hilfeprogramm für junge Familien namens „wellcome“ des Diakonischen Werkes in evangelischen Kirchenkreis Syke-Hoya gelesen. 4 Wochen vor der Geburt von Jule kam die Helferin erstmals zu Besuch und die älteren – Florian 3 und Pauline 6 und Felix 8 Jahre alt – haben sie auch in ihr Herz geschlossen; und umgekehrt. Florian ging noch nicht in den Kindergarten als Jule kam. „Jedes Kind möchte seine Zeit mit Mama. Es sind alles liebe und aufgeweckte Kinder, aber manchmal ist es sehr anstrengend. Nun hatte ich einfach mal Zeit zum 'Luftholen'. Oder sie ging mit den Kindern zum Spielplatz und ich konnte den Laden wieder zum Laufen bringen“ erzählt S.. „Viele haben den Anspruch: Es muss alles perfekt sein!“ – da komme man an Grenzen.
Sie bedauert, dass das Programm im Frühjahr im Kirchenkreis ausläuft, weil zu wenig Familien das Angebot im ländlichen Teil des Kirchenkreises in Anspruch genommen haben. Sie wenigstens sei „hoch dankbar“ für Gerda, da ihr Mann nun schon seit Jahren in Hamburg arbeitet und daher tagsüber nicht verfügbar ist. Die nächsten Großeltern wohnen in Hamburg. In den Ferien, wenn keine Schule und kein Kindergarten ist, ist sie auch mal zum Tierpark nach Ströhen gefahren – ohne Gerda und mit vier kleinen Kindern allein wäre das nicht gegangen.
„Ist echt schön“ sagt Gerda Blöthe und spielt nebenbei mit Jule Hoppe-hoppe-Reiter. Sie arbeitete bei einer Krankenkasse und erfuhr so von wellcome. Jetzt in der Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit hat sie Zeit, jungen Familien ehrenamtlich zu helfen. Fahrtkosten bekommt die Bramstedterin ersetzt von wellcome und Schulungen bekommt sie dort geboten. Auch in einer andern Familie ist sie tätig, wo die Mutter zum Beispiel sehr dankbar war, das sie eine komplizierte Zahnbehandlung in Ruhe durchführen lassen konnte, weil Gerda Blöthe zu Hause sich um die Kinder kümmerte.
Die Familien zahlen 4 Euro pro Stunde an wellcome. S. lobt, dass die Hilfe schnell und unbürokratisch kam und mit der Koordinatorin Elisabeth Früchtenicht aus Bassum auch immer dieselbe Ansprechpartnerin da war. Die bemerkte bei ihrem ersten Besuch bei Familie S., dass die eigentlich vorgesehene Einsatz-Zeit von drei Monaten nach der Geburt zu kurz ist. Andererseits findet sie gut, dass die Zeit begrenzt ist, weil dann auch ihre Mitarbeiterinnen mal Pause machen können, wenn sie wollen. In den letzten zweieinhalb Jahren haben insgesamt 7 wellcome-Mitarbeiterinnen im Kirchenkreis 7 Familien unterstützt. Zurzeit sind zwei wellcome-Mitarbeiterinnen in drei Familien aktiv.
Bei Familie S. war sogar mal ein Notfall-Einsatz möglich: Felix war vom Klettergerüst gefallen und die Schule rief an. Gerda Blöthe sollte am Nachmittag sowieso kommen. Zwei Kinder schliefen zu Hause, das dritte musste bald im Kindergarten abgeholt werden. Für kurze Zeit übernahm eine Nachbarin den Babysitterdienst, bis dann die auf der Autofahrt alarmierte Gerda Blöthe eintraf, die solange blieb, bis Mutter und Sohn in Ruhe aus dem Krankenhaus zurück waren. Andrea S. wenigstens kann sich vorstellen, wenn die Kinder mal groß sind, selbst wellcome-Mitarbeiterin zu werden.
Projekt-Koordinatorin Elisabeth Früchtenicht ist unter Telefonnummer 04248/902974 erreichbar.
Gunnar Schulz-Achelis