Einer Verbesserung des Freiwilligenmanagements hat sich der evangelische Kirchenkreis Syke-Hoya verschrieben.
Nachdem Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder bereits bei seiner Einführungspredigt am 1. Advent angekündigt hatte, ein besonders Augenmerk auf die Ehrenamtlichen in der Kirche zu werfen, hat der Kirchenkreistag am Mittwoch in Bassum einen regelrechten Fahrplan entwickelt: Mit einer sofort ausgewerteten Umfrage unter den 54 Delegierten, einem Impulsreferat, Arbeitsgruppen und Ergebnissen, die nun in den Kirchenvorständen der 29 Gemeinden besprochen werden sollen.
„Die Gewinnung, Begleitung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen gehört für die evangelische Kirche zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben“ zitierte zu Beginn das Zukunftspapier „Kirche der Freiheit“ Referent Frank Biehl. Der Theologe und Politologe vom evangelischen Bildungszentrum Bad Bederkesa bietet viele Fortbildungen für Ehrenamtliche an und berichtete von einer repräsentativen Umfrage zum freiwilligen Engagement in Deutschland, dem „Freiwilligensurvey“: Über ein Drittel der Deutschen über 14 Jahren engagiert sich ehrenamtlich, wobei nach Sport und Schule die Kirchen der drittstärkste Tätigkeitsbereich ist. Im Vergleich engagieren sich in der Kirche verhältnismäßig mehr Frauen, mehr ältere und mehr höher beruflich Qualifizierte.
Es gebe einen Wertewandel bei der Erwartungen: „Die Tätigkeit muss Spaß machen und wird nicht zuerst als Dienst verstanden“, so Biehl über „die neuen Freiwilligen“. Sie bevorzugen zeitbegrenzte Projekte und legen Wert auf Mitbestimmung. Biehl plädierte für einen Perspektivwechsel und ermunterte, verstärkt die Motivationen und Erwartungen der Freiwilligen wahr- und ernst zu nehmen und nicht nur vom eigenen Bedarf her zudenken. Freiwilliges Engagement müsse stärker systematisch geplant und koordiniert werden.
Mittelfristig werde es alte und neue Ehrenamtlichkeit in der Kirche nebeneinander geben. Wenn sich die Kirchengemeinde gegenüber kirchlich Distanzierten mehr öffnen, werde es eine größere Vielfalt geben, Aufgaben müssten vorher benannt und beschrieben werden und die Verantwortungsbereiche von Hauptamtlichen und Freiwilligen sorgfältig abgegrenzt werden. Nicht nur die Freiwilligen müssten fortgebildet werden, sondern auch die hauptamtlichen Mitarbeitenden müssten viel lernen und sich als Dienstleister gegenüber den Ehrenamtlichen verstehen. Kirchengemeinde sollten gezielter zum Engagement einladen und die Kirche habe damit die Chance, sich von einer Versorgungsinstitution zur Beteiligungskirche zu entwickeln.
In der Aussprache betonte Biehl auf Nachfrage die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit: Wenn über ein Projekt berichtet werde, wollten neue Freiwillige sich oft auch beteiligen.
Die Arbeitsgruppen stellten im Anschluss fest: Freiwillige sind gut zu gewinnen, wenn die Menschen bereits positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht haben. Haupt- und Ehrenamtliche sollten sich auf Augenhöhe begegnen, offenen Umgang pflegen und sich gut informieren. Man sollte Ehrenamtliche dort abholen, wo sie ihre Kompetenzen haben und ihnen ehrlich sagen, was für die geplante Aufgabe für ein Zeitaufwand nötig ist. Für die Wertschätzung sind schneller Dank, Fortbildungsangebote und schlanke Entscheidungsstrukturen wichtig. Bei dem reichhaltigen Fortbildungsangeboten in der Landeskirche ist auf die „Passung“ zu Bedürfnissen der Ehrenamtlichen zu achten, wie etwas ortsnah und kompakt. Eine Arbeitsgruppe wird die Ergebnisse zusammenstellen und in die Kirchenvorstände zur Diskussion geben.
Außerdem wählte der Kirchenkreistag in den wichtigen Stellenplanungsausschuss Superintendent Schröder, Pastor Holger Schmidt aus Seckenhausen und Helma Niermann aus Harpstedt nach.
Gunnar Schulz-Achelis