Ein Erlebnis ist der Kirchenkreistag des evangelischen Kirchenkreises Syke-Hoya am Donnertag in Vilsen gewesen.
Denn über neue Gottesdienstformen wurde nicht nur gesprochen, sondern in der Andacht zum Auftakt gleich Elemente aus dem kreuz&quer-Gottesdienst in Vilsen praktiziert: Im Stehen sangen die 55 Delegierten balladenhafte Lobpreislieder begleitet von einer Band. Pastor Cornelius Grohs hielt seine Predigt nicht von der Kanzel, sondern von einem dekorierten Stehtisch. Und er sprach über Lichterketten, das Licht in der Dunkelheit und dass Gott sich klein macht im Jesuskind. Zuvor waren die Delegierten mit Gummibärchen zum Naschen am Eingang begrüßt worden.
Astrid Grundmann, organisatorische Leiterin der inzwischen 67 kreuz&quer-Gottesdienste berichtet von den mit großen Aufwand jeden 2. Freitag im Monat um 19 Uhr gefeierten Gottesdienst in Vilsen. Seit 2003 kommen regelmäßig aus der ganzen Region 160 bis 320 Besucher – davon 80 Prozent unter 50 Jahre alt. Ein Deko-Team schmücke die Kirche passend zum Thema. Statt eines Orgelvorspieles gäbe es auf eine Großbildleinwand projizierte stimmungsvolle Bilder zu Beginn und während des Gottesdienstes eine Videoübertragung aus dem Altarraum, sodass auch in den hinteren Reihen man das Geschehen gut verfolgen kann. Ein „Musik-Team“, bestehend aus kleiner Band und Chor spiele moderne Kirchen- und Anbetungslieder. Ein Anspiel-Team, so Mitarbeiterin Meina Fuchs, bereite ein kleines Szene oder ein Interview zur Einführung ins Thema vor. Stilles Gebet und die Einladung zu persönlicher Segnung gehörten auch zu jedem kreuz&quer-Gottesdienst dazu, wie auch ein kleiner Imbiss im Anschluss. Der Pastor hat nur mit der Predigt zu tun, alle anderen Teile verantworten die jeweiligen Teams.
Auf Rückfrage berichtete Grohs, dass zum traditionellen Gottesdienst 60 bis 100 Besucher kämen und man nicht beide Gottesdienstformen gegeneinander ausspielen wolle.
Pastorin Dr. Stefanie Wöhrle vom Evangelischen Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik am Michaeliskloster in Hildesheim berichtete von dem Gottesdienstprojekt „Brannte nicht unser Herz“. 25 Teams aus haupt- und ehrenamtlichen Gemeindemitarbeitern wurden von Liturgen und einer Szenographin, einem Radiojournalist und einem Marketingberater geschult, ihre Gottesdienste weiter zu verbessern. Inzwischen gäbe es Praxistage für allen Gemeinden zu lebendigen Gottesdiensten, so am Samstag, 6. März in Osnabrück als „Tag missionarischer Impulse“. Einen Gottesdienst mache lebendig die unveränderliche Botschaft vom menschenfreundlichen Gott und die Leute, die den Gottesdienst prägen mit ihrem Engagement und ihrer Lebenserfahrung. Außerdem müsse man vorher ein Blick auf das Leben und Denken derjenigen werfen, die kommen sollen, zum Beispiel welche Musik sie hören, welche Zeitungen sie lesen und wie ihre Wochenenden ablaufen. Auch müsse die Grundaussage des Gottesdienste vorher festgelegt und klar formuliert sein, so Wöhrle weiter. Nach solch systematischem Vorgehen ergäben sich Uhrzeit und Formen des Gottesdienstes. Bewährt haben sich auf jeden Fall eine besondere Begrüßung und eine Möglichkeit zu Begegnung und Gespräch im Anschluss bei Getränk oder Imbiss, so die Gottesdienst-Expertin weiter.
Diakoniepastorin Dagmar Brusermann berichtete von einer landeskirchenweiten Umfrage in Gemeinden zum Thema „Armut“. Im hiesigen Kirchenkreis hätten – überdurchschnittlich – viele Gemeinden geantwortet und unterstützen den Diakoniefond des Kirchenkreises und Projekte wie Syker Tafel, Schülerhilfsfond, Brot für die Welt oder den Kirchbau in einer Partnergemeinde in Brasilien. Brusermann bat die Delegierten für die im September gegründete Diakonie-Stiftung im Kirchenkreis zu werben.
Der Stuhrer Bürgermeister Cord Bockhop berichtet von der Herbstsynode. Die Arbeitsbelastung für die Synodalen sei hoch, sodass Siegfried Rohlfing aus Bassum jetzt auch sein Mandat niedergelegt habe. Im Vorfeld seien finger- oder sogar armdicke Aktenstücke zu lesen, sodass hauptamtliche Landeskirchenamts-Mitarbeiter einen deutlichen Informationsvorsprung hätten. Die Synode habe geärgert, dass die Landeskirche vor dem Synodenbeschluss für mehrere Projekte erheblich Summen bereits ausgegeben habe.
Der neue Superintendent Dr. Jörn Michael Schröder berichtet von seinen ersten Eindrücken. Er dankte für die große Beteiligung an seiner Einführung am Samstag und sagte programmatisch: „Den Arbeitsbereich Ehrenamt möchte ich in diesem Kirchenkreis stärken.“
Gunnar Schulz-Achelis