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Diakonie-Stiftung gegründet

Nachricht Leeste, 09. September 2009
Gründung Diakonie-Stiftung
Die Gründung der Diakonie-Stiftung im Kirchenkreis haben durch ihre Unterschrift besiegelt (im Vordergrund (von links) Diakonie-Pastorin Dagmar Brusermann aus Weyhe und Kirchenkreisvorsteherin Hildegard Holtorf aus Bassum, im Hintergrund Hans-Hermann Bogena Kirchenkreisvorsteher aus Weyhe und Marc-Tell Schimke, Leiter des Kirchenkreisamtes Syke. Foto: Gunnar Schulz-Achelis

Für Gründungen gut ist die traditionelle Diakoniewoche im September im evangelischen Kirchenkreis Syke-Hoya. Am Dienstag ist im Gemeindehaus Leeste an die Gründung der Syker Tafel vor 5 Jahren und der Ausgabestelle Leeste vor 4 Jahren gedacht worden und zudem die „Diakonie-Stiftung“ im Kirchenkreis gründet worden.

Im Rahmen einer Jubiläums-Vortragsveranstaltung der Syker Tafel zum Thema „Armut“ hoben Mitglieder des Kirchenkreisvorstandes die Stiftung mit der Unterzeichnung der Satzung und der Präsentation eines Faltblattes aus der Taufe.

Die Stiftung ist mit 50.000 Euro aus Kirchenkreismitteln zunächst ausgestattet, und will diakonische Projekte, wie die Syker Tafel, Hospiz, wellcome (Hilfe für junge Familien) oder das Migranten-Integrationsprojekt „fit für Deutschland“ „stärken, fördern und sichern“, so Diakoniepastorin Dagmar Brusermann vor der Unterzeichnung – außerdem Menschen für diakonische Projekte sammeln, ermutigen und vernetzen.

Zum Auftakt der Veranstaltung hatten Vertreter der Syker Tafel Glückwünsche und Geschenke von anderen Tafeln aus dem Süden des Landkreises entgegengenommen. Auf das Thema des Abends „Menschlichkeit braucht Unterstützung“ stimmte Kirchenkreissozialarbeiterin Ulrike Schink durch zwei Interviews mit Tafelmitarbeiterinnen ein. Jutta Meyer, die lange arbeitslos war, erzählte, dass ihr eine Freundin gesagt hatte: „Wenn Du arbeitest, bist du anders drauf“. Eine Bekannte lud sie ein zur Tafel, wo sie inzwischen als Ein-Euro-Jobberin im Büro, an der Kasse und beim Telefondienst arbeitet und sich über den regen Austausch von bedürftigen und nichtbedürftigen Tafelhelfern freut. „Die Tafelarbeit sehe ich als ganz große Selbsthilfegruppe“, sagte Meyer.

Vor den 50 Zuhörern, darunter die meisten Tafelmitarbeiter, referierte Martin Fischer vom Diakonischen Werk Hannover über Armut. Der Bereichsleiter und Sprecher der Landesarmutskonferenz in Niedersachsen dankte den ehrenamtlichen Helfern für ihre Arbeit. Die Tafeln „helfen unter Protest“, weil es ein sozialpolitischer Skandal sei, dass einerseits viele Lebensmittel weggeworfen werden würden und andererseits viele Menschen in diesem Land nicht auskommen.

Armut sei vielschichtig und hierzulande zumeist relative Armut. Der Verweis von Politikern auf absolute Armut in Dritte-Welt-Ländern sei nicht redlich. „Natürlich gibt es immer Menschen, denen es schlechter geht“. Wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens in einer Region in Deutschland bekomme, gelte als relativ arm; dies sei im Bundesdurchschnitt unter 781 Euro Monatseinkommen für einen alleinstehenden Menschen.

Die Angst vor Armut nehme deutlich zu. Wer heute arbeitslos werde, falle viel schneller als früher auf den Regelsatz der Sozialhilfe. Besonders wichtig sei die Bildungs-Chancen für Kinder zu erhöhen. So haben heute viele arme Menschen gar nicht mehr gelernt, selbst zu kochen und sich gesund zu ernähren. Die Tafel seien hier ein guter Ansatzpunkt, weil sie Kontakt zu armen Menschen hätten. Eine Tafelmitarbeiterin berichtete, dass von Tafelkunden ihre Tipps zum kochen dankbar angenommen worden seien.

Fischer stellte fest, dass die Zahl der Menschen mit „Armut von Anfang an“ steige. Kinder aus armen Familien kämen Kindergeburtstags-Einladungen nicht mehr nach, weil sie die Gegeneinladung nicht aussprechen könnten. Schon jetzt lebe jedes 6. Kind in Niedersachsen in einer Hartz-IV-Familie, in einigen Regionen seien es über 30 Prozent. Mit einem schlechten Schulabschluss sinke deutlich die Chance auf einen guten Berufseinstieg. Die Zahl derjenigen steige, die glauben, aus ihrer Armut überhaupt nicht mehr raus zukommen. Die gingen auch häufig nicht mehr zur Wahl, weil sie von der Politik nichts mehr erwarten.

In den 750 Tafeln bundesweit arbeiteten 32.000 ehrenamtliche Helfer, die inzwischen 700.000 bis 1 Millionen Kunden pro Jahr versorgen, so der 48-jährige gelernte Sozialpädagoge weiter. „Die meisten brauchen mehr als nur Lebensmittel“. Viele müssten auch Befähigungen wie Haushaltsmanagement, Umgang mit Geld oder eben kochen vermittelt werden. Auf der andern Seite nehme der Reichtum bei einigen zu. So haben nachweislich viele Jugendliche heute deutlich mehr Geld als vor Jahren zur Verfügung, insgesamt 23 Milliarden Euro pro Jahr.

Faltblätter zur Stiftung sind im Kirchenkreisamt und den Geschäftstellen des Diakonischen Werkes erhältlich. Zustiftungen in den Kapitalstock der Stiftung sind sehr willkommen auf das Konto des Kirchenkreisamtes 1110049606 bei der KSK Syke (BLZ 291 517 00), Verwendungszweck: „Diakonie-Stiftung“. Informationen gibt es auch im Internet unter www.Diakonie-Stiftung-Syke-Hoya.de.

Gunnar Schulz-Achelis