Einen neuen Superintendenten hat der evangelische Kirchenkreis Syke-Hoya. Bei seiner nichtöffentlichen Tagung wählten am Donnerstag in Syke 60 von 63 Delegierten aus den 29 Gemeinden den einzigen Kandidaten: Dr. Jörn-Michael Schröder aus Belm bei Osnabrück.
Der Vorsitzende des Kirchenkreistages Knut Laemmerhirt hatte zuvor erklärt, dass sich insgesamt vier Männer für dieses Amt beworben hatten - und nach den Beratungen im Wahlausschuss und Landeskirchenamt aber nur Schröder als Kandidat übrig blieb. „Er zählte von Anfang an zu den Top-Favoriten“ sagte Laemmerhirt, der aber nicht verhehlte, dass er sich auch einen zweiten Kandidaten oder besser noch Kandidatin gewünscht hätte.
Manche hatten Dr. Schröder bereits bei seiner Aufstellungspredigt am Sonntag, 9. August in der Syker Christuskirche gehört. Drei Dinge brachten ihn dazu, Theologie zu studieren, so Schröder vor dem Kirchenkreistag: Er erlebte christliche Gemeinschaft bei den Pfadfindern in Martfeld. „Im Religionsunterricht habe ich gelernt, dass die Botschaft unseres Glaubens verstehbar sein muss, wenn die überzeugen soll.“ Und beim Singen im Chor habe er „die religiöse Tiefe geistlicher Lieder erfahren“, so 41-Jährige weiter.
„Wertvolle Stunden für meine eigene spirituelle Besinnung“ sei schon die Vorbereitung auf einen Gottesdienst, sagte Schröder, der sich auf Nachfrage mit seiner Frömmigkeit „im volkskirchlichen Mittel“ ansiedelte. Wiederholt berichtet er an dem Abend von seinen positiven Erfahrungen mit jugendlichen Mitarbeitern im Konfirmandenunterricht. Der Vater von zwei Töchtern im Alter von 7 und 9 Jahren sieht Kinder- und Jugendarbeit als einen Schwerpunkt, zumal angesichts eines Traditionsabbruches in vielen Familien den Kindern das Evangelium nahe zu bringen sei. Auf Nachfrage sagte er, „christliche Basiserziehung“ solle auch in kirchlichen Kindergärten weiter gefördert werden. Da er bislang mit seiner Frau, die ebenfalls Pastorin ist, eine Stelle teilte, sei es eine „beglückende Erfahrung“, das Aufwachsen der eigenen Kinder gemeinsam zu begleiten.
Nach sieben Jahren als stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis Georgsmarienhütte hat er für die Leitungsaufgabe folgende Bereiche als wichtig erkannt: Dort baute er ein E-Mail-Netzwerk für die Kommunikation auf, um mit großer Transparenz viele bei Projekten zu beteiligen, zu informieren und zu motivieren. Er kümmerte sich um strukturelle Dinge wie eine Haushalts- und Bauordnung und mit Herzblut um einen Arbeitskreis „Kunst und Kirche“. Schröder ist Mitglied der Landessynode und bringt dieses Mandat in den Kirchenkreis Syke-Hoya mit, der jetzt mit fünf Synodalen im „Parlament des Landeskirche“ vertreten ist. Als ausgebildeter Gemeindeberater half er Kirchenvorständen, Ziele zu finden und Konflikte zu bearbeiten. Eine „Kultur der Wertschätzung“ sei ihm für die Leitung wichtig, so der Kandidat weiter. „Ich habe große Lust mit Ihnen gemeinsam neue Ideen für eine lebendige Kirche in diesem Kirchenkreis zu entwickeln“ so Schröder abschließend.
Eine muntere Fragerunde schloss sich an: Gefragt nach einem Lieblingsprojekt berichtete Schröder von einer Zukunftswerkstatt in seinem kleinen Ort, bei der sich die Kirchengemeinde maßgeblich eingebracht hat. „Was fällt Ihnen schwer?“ fragt eine Delegierte. Antwort: „Eine gute Trennung von Freizeit und Arbeitszeit“; was er andererseits aber auch wichtig findet. Auf die Unterschiedlichkeit und Größe des Kirchenkreise angesprochen, sagte Schröder, Projekte müssten ja nicht an einen Standort zentriert laufen.
Ein Delegierter aus der kleinsten Gemeinde Magelsen fragte kritisch, wie er es mit dem Motto ‚je größer je besser’ halte. Schröder, der aus Jugendtagen Magelsen kennt, meinte, dass es ein „ein hohes Gut“ sei, wenn die Kirche gerade in kleinen Gemeinden präsent sei; wenn sich aber die Zahl der Pfarrer absehbar halbiere, dann sei diese Präsenz nicht mehr unbedingt durch Hauptamtliche zu gewährleisten. Pastoren werden sich künftig mehr auf Kernkompetenzen, für die sie gut ausgebildet sind, konzentrieren müssen, also Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge. Verwaltung, Gemeindebrief, Finanzen und vieles mehr würden zum Beispiel in England von Ehrenamtlichen übernommen, die begleitet werden müssten und nicht überfordert werden dürften. Auch für die Verkündigung gelte es weiter Ehrenamtliche zu stärken.
Nach der geheimen Wahl nutzte Schröder den Imbiss und Zählpause dafür, auf viele Delegierte zuzugehen und mit ihnen zu sprechen. Nach der Bekanntgabe - nun auch in Anwesenheit seiner Frau Johanna, dankte der neue leitende Geistliche des Kirchenkreises für das Vertrauen, das ihn überwältige und gab zugleich zu, dass er auch einen gewissen Erwartungsdruck spüre.
Die Bauarbeiten zur Renovierung der Superintendentur in Syke beginnen in Kürze. Noch vor Weihnachten soll Schröder eingeführt werden und seine neue Aufgabe übernehmen.
Der Kirchenkreistag hatte zum Auftakt Heidemarie Uhlenwinkel-Frey in den Kirchenkreistagsvorstand als Nachfolgerin von Angelika Flohr einstimmig gewählt.
Gunnar Schulz-Achelis