Auch Notfallseelsorger üben Zusammenspiel mit Rettungskräften
Lange warten mussten in der Samstagnacht 7 Pastorinnen und Pastoren, die der Einladung des Rettungsdienstes des Landkreises Diepholz zur nächtlichen Großübung auf dem Bremer Flughafen gefolgt waren.
Der Rettungsdienst aus Leeste, Bassum und Diepholz, die SEG (Schnelle Eingreif Gruppe des Roten Kreuzes) und die Seelsorger hatten sich gegen 23.00 Uhr im Gewerbegebiet Stuhrbaum gesammelt und wurden vom leitenden Notarzt Dr. Andreas Callies auf das Übungsszenario vorbereitet: Nach einem Flugzeugunglück auf dem Flughafen mit dem die Bremer Rettungskräfte beschäftigt wären, sei auf dem großen Gelände auch noch ein vollbesetzter Bus in ein anderes Flugzeug gefahren und in Brand geraten...
Erst kurz nach 1 Uhr, 1 ½ Stunden später als nach Plan kam die Alarmierung: „Bus gegen Flugzeug, Brand, viele Verletzte!“ Ein langer Zug von Rettungs- und Krankenwagen eilte mit Blaulicht zum Flughafengelände. Darunter auch ein VW-Bus der Feuerwehr, den Kreisfeuerwehrarzt Dr. Thomas Wichmann für die Notfallseelsorger organisiert hatte und auch fuhr. Er erklärte uns auch die Funktion und das Zusammenwirken der einzelnen Einsatzkräfte.
Schon auf der Anfahrt war der Feuerschein weithin zu sehen. Eine gespenstische Szene: überall Blaulichter und Rauch. Schnell wurden die Fahrzeuge aufgestellt, eine Verletztensammelstelle und ein Behandlungsplatz aufgebaut, man hörte entfernt Schreie, auch von Kindern, die Feuerwehr kämpfte sich bereits gegen die Flammen zu dem Bus vor, das THW hatte Lichtmasten aufgestellt.
Dann wurden die ersten „Verletzten“ zu den Notärzten geführt oder getragen. Nach einer ersten Sichtung kümmerten sich die Seelsorger um die „Leichtverletzten“ und betreuten zusammen mit Rettungssanitätern die gelb gekennzeichneten „Mittelverletzten“ während Rettungsteams sich der „Schwerstverletzten“ annahmen.
Ein Team der „Realistischen Unfall Darstellung (RUD)“ hatte Freiwillige aus Feuerwehren und Rot-Kreuzlern eindrucksvoll geschminkt. Einige spielten ihre Rolle sehr überzeugend, stöhnten, jammerten und röchelten die ganze Zeit. Selbst in dieser Übungssituation war spürbar, wie beruhigend schon eine vorsichtige Berührung, Zuwendung und ständige Begleitung wirken kann. Als einer der leichter Verletzten plötzlich Panik bekam und über das Gelände stürmte, rannten ihm zwei Pastoren nach und führten ihn zurück zur Verletztensammelstelle. Wo Hilfe gebraucht wurde, wurden sie von den Sanitätern ganz selbstverständlich eingebunden. Ein Pastor begleitete auch den Transport der Leichtverletzten zum Krankenhaus.
Nach etwa zwei Stunden war die Übung für uns beendet, aber wir mussten wieder warten. Als alle Rettungswagen die „Verletzten“ ins „Krankenhaus“ gebraucht hatten ging es im Konvoi über die Rollbahnen zum Hangar der Flughafenfeuerwehr. Dort gab es für hunderte von Helfern um 4 Uhr ein frühes Mittagessen und Getränke. Und dann wollten alle nur noch schnell nach Hause. Denn schon um acht Uhr sollte an zwei Orten der Aufbau für Sommerfeste beginnen, andere mussten um 10 Uhr ihre Gottesdienste halten.
Doch das Zusammenspiel aller Kräfte und das gutgemachte Szenario waren beeindruckend und lohnend, vor allem aber die Erfahrung wie wichtig auch für uns eigenes Üben ist. Wer die Abläufe erlebt hat und kennt, kann sinnvoll und sachgerecht Betroffene in Extremsituationen seelsorgerisch betreuen.
Herzlichen Dank den Ärzten, die uns eingebunden haben und den Kolleginnen und Kollegen, die sich wie die vielen anderen Freiwilligen diese „Nachtschicht“ zugemutet haben.
Ele Brusermann